Debatte um hohe Managergehälter:"Manche Gehaltssteigerungen sind unangemessen"

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Politiker und Gewerkschafter haben die deutschen Spitzenmanager aufgerufen, bei ihren Einkünften Maß zu halten. "Die Politik sollte jene Manager stärken, die Vernunft und Augenmaß bewahren", sagte Angela Merkel. IG-Metall-Vize Huber bezeichnete manch ein Managergehalt als "schlichtweg unanständig".

Natürlich müssten gute Manager international konkurrenzfähig bezahlt werden. "Aber manche gewaltigen Gehaltssteigerungen sind unangemessen", so Merkel.

IG-Metall-Vize Berthold Huber bezeichnete in der Welt am Sonntag manch ein Managergehalt als "schlichtweg unanständig". Die Höhe der Vergütungen sollte in Beziehung zum Verdienst eines normalen Arbeitnehmers stehen. Es sei inakzeptabel, dass die Managerbezüge manchmal das 200fache eines normalen Arbeitnehmerlohnes erreichten.

Niemand verlange, dass Manager Hilfsarbeiterlöhne bekämen. im übrigen dürfe der Gewinn nicht das ausschließliche Kriterium sein. Ein wichtiger Maßstab sollte auch sein, ob sie nachhaltig Arbeitsplätze schaffen, meinte Huber.

Nach einer Spiegel-Umfrage halten 53 Prozent der Deutschen die Führungskräfte, die in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu teilweisem Gehaltsverzicht bereit sind, für glaubwürdiger als Manager, die das nicht tun. Allerdings sind 36 Prozent der Auffassung, dass selbst ein Lohnopfer die Glaubwürdigkeit der Wirtschaftselite nicht verbessert.

Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber begrüßte ausdrücklich die Bereitschaft der DaimlerChrysler-Spitze zum Gehaltsverzicht. "Wenn von den Arbeitern ein Beitrag zum Erhalt der Arbeitsplätze erwartet wird, sollten auch die Top-Ebenen der Unternehmen einen Beitrag zur Kostensenkung erbringen. Das ist absolut richtig."

"Bezüge stärker an Erfolg oder Misserfolg koppeln"

Die Bezüge der Spitzenmanager sollten stärker an den geschäftlichen Erfolg oder Misserfolg des Unternehmens gekoppelt werden. "Eine gesetzliche Begrenzung der Managerbezüge wäre aber falsch, weil sie Top-Leute aus Deutschland fern halten oder vertreiben würde", sagte Stoiber.

Nach Ansicht des Jenoptik-Aufsichtsratsvorsitzenden Lothar Späth ist ein Maßstab für die Besoldung schwer zu finden. Man könne sie nicht unbedingt an Gewinn oder Umsatz eines Jahres festmachen, weil es in Sanierungsphasen auch finanzielle Durststrecken und Verluste geben könne, sagte er im DeutschlandRadio Berlin. Gesetzliche Regelungen lehnte er ab.

Der sozialpolitische Sprecher der CDU/CSU Bundestagsfraktion Karl- Josef Laumann sagte im NDR, es sei völlig klar, dass auch "bei der so genannten Elite eine neue Bescheidenheit" notwendig sei, wenn den Beschäftigten mehr Arbeit zu gleichem Lohn abverlangt werde.

"Bewusstsein für moralisch aufgeladene Themen gering"

Deutschen Managern fehlt nach Einschätzung des Konstanzer Professors für Wirtschafts- und Unternehmensethik, Josef Wieland, häufig die Sensibilität für moralische Fragen. Die Auftritte der Manager im Mannesmann-Prozess und die Affäre um Ex-Bundesbank- Präsident Ernst Welteke hätten gezeigt, dass das Bewusstsein für "moralisch aufgeladene Themen" eher gering sei.

Stattdessen erweckten die Beteiligten den Eindruck, sie hätten einen Anspruch auf hohe Vergütungen oder Vergünstigungen.

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