DBA:"Sauer auf den neuen Eigentümer Wöhrl"

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Die Gewerkschaften ärgen sich über den erst seit dem Sommer amtierenden DBA-Chef Hans Rudolf Wöhrl, der nach eigenem Bekunden momentan keine Tarifverhandlungen führen will.

Von Sybille Haas

(SZ vom 28.11.03) - Der Fluggesellschaft DBA (früher Deutsche BA) droht vor Weihnachten ein weiterer Warnstreik. Dies schließen die Gewerkschaften Verdi und Vereinigung Cockpit (VC) nicht aus. Vertreter beider Seiten äußerten sich verärgert über den seit Juli 2003 neuen DBA-Chef Hans Rudolf Wöhrl, der nach eigenem Bekunden momentan keine Tarifverhandlungen führen will. "Wir werden ihn in Kürze nochmals an den Verhandlungstisch bitten", sagte VC-Verhandlungsführer (für die Piloten) Thorsten Gommert zur SZ.

Die Gewerkschaften streiten für einen neuen "Tarifvertrag Personalvertretung", der im Sommer von der damaligen DBA-Gesellschafterin British Airways gekündigt worden war.

Der Vertrag regelt die betriebliche Mitbestimmung von Piloten und Flugbegleitern, weil diese nicht unter das Betriebsverfassungsgesetz fallen. Wöhrl will aber erst dann über Tarifverträge verhandeln, wenn die DBA profitabel ist.

"Erpresserischer Charakter"

"Wir sind sauer auf Herrn Wöhrl, der die Verhandlungen verweigert", so Gommert. Auch Verdi-Tarifsekretär Steffen Kühhirt, der bei DBA die Flugbegleiter vertritt, kritisierte das Verhalten scharf: "Das hat erpresserischen Charakter".

Kühhirt bezog sich auf entsprechende Äußerungen Wöhrls, der damit gedroht hat, aus dem operativen Geschäft auszusteigen, wenn es zu weiteren Streiks kommt.

An dieser Haltung habe sich nichts geändert, betonte Wöhrl. Er zerstreute indes Befürchtungen, die Schließung oder der Verkauf des Unternehmens stehe auf dem Spiel. "Darum geht es nicht. Aber ich würde mich aus der Geschäftsführung zurückziehen", so Wöhrl.

Verärgert äußerte er sich über die Gewerkschaften, die ein Gesprächs- (kein Verhandlungs-) Angebot für Mitte November nicht angenommen hätten. Dazu sagte Kühhirt, ein Spitzengespräch müsste in ein "Verhandlungsszenario" eingebunden sein.

Noch eine andere Frage

Für den DBA-Chef gibt es für die Haltung der Gewerkschaften noch einen weiteren Grund: "VC und Verdi haben mit dem Warnstreik am 7. November der DBA eindeutig geschadet. Da kann man sich schon die Frage stellen, ob eine Gewerkschaft wie die VC, deren Vorstand von Lufthansa-Piloten dominiert ist, hier nicht eigentlich die Interessen unseres größten Wettbewerbers vertritt.

In Frankfurt wäre man sicher nicht traurig, wenn es die DBA mit einem innerdeutschen Marktanteil von fast 40 Prozent nicht mehr gäbe", sagte Wöhrl zur SZ.

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