Dax-Unternehmen:Heute gut ist nicht genug

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Im Quartalsbericht von MAN kristallisiert sich das ganze Dilemma der deutschen Großkonzerne. Der Maschinenbauer wartet mit brillanten Zahlen auf, steigerte Gewinn und Umsatz - an der Börse aber avancierte die Aktie am Donnerstag zum Verkaufsschlager.

Von Martin Hesse

Was für MAN gilt, trifft für viele Dax-Firmen zu. Die meisten von ihnen haben mit den Zahlen für das zweite Quartal die Prognosen der Analysten erreicht oder gar übertroffen. Doch der Dax hangelt sich von einem Jahrestief zum nächsten.

Die Botschaft der Anleger lautet: Heute gut ist nicht genug. Sie handeln in der Erwartung, dass die Gewinne der Unternehmen künftig langsamer wachsen werden. Die Skepsis ist berechtigt, und doch sind deutsche Aktien einen zweiten Blick wert.

Steigerten deutsche Konzerne im vergangenen Jahr ihre Gewinne vornehmlich, indem sie ihre Kosten senkten, mehrten sie im ersten Halbjahr 2004 die Erträge wieder über höhere Umsätze.

Flaue Binnenkonjunktur

Das gilt vor allem für Firmen, deren Geschäfte stark von der Konjunktur abhängen - etwa MAN. Für den Maschinenbauer und viele andere Dax-Unternehmen ist es angesichts der flauen Binnenkonjunktur ein Vorteil, dass sie einen großen Teil ihrer Umsätze im Ausland erzielen, etwa in den USA.

Doch jetzt droht sich die Exportlastigkeit deutscher Konzerne in einen Nachteil zu wandeln: Zwar hinkt die Konjunktur in Europa den USA hinterher und könnte sich beschleunigen, während sie sich in Amerika womöglich schon wieder abschwächt.

Für das Gewinnwachstum der global agierenden Unternehmen gilt das jedoch nicht. Wie in den USA werden auch bei den Dax-Konzernen die Gewinne künftig langsamer steigen. Anleger fürchten, dass der hohe Ölpreis diesen Trend verstärkt.

Ölpreis

Der Dax ist gespickt mit Unternehmen, die empfindlich auf den Ölpreis reagieren. In der Bilanz der Lufthansa etwa hat der teure Treibstoff bereits Spuren hinterlassen - obwohl die Fluggesellschaft gegen diese Preisrisiken besser abgesichert ist als mancher Konkurrent.

Auch Autohersteller und Chemieunternehmen dürften unter dem Ölpreisanstieg leiden. Dass zugleich die US-Notenbank die Zinsen weiter anheben muss, um die Inflation einzudämmen, macht die Sache nicht leichter.

Die gute Nachricht für Anleger: Deutsche Aktien sind gemessen an den erwarteten Gewinnen günstig bewertet. Und selbst wenn die Erträge langsamer wachsen, werden die Bewertungen mit jedem Tag attraktiver, an dem der Dax nicht steigt. Die Erfahrung lehrt allerdings, dass das keine Rolle mehr spielt, wenn an der Wall Street die Kurse purzeln.

© SZ vom 13.08.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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