Dax-Konzern:Delivery Hero verdoppelt Verlust

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Bestellt und abgeholt: Das Lieferdienst-Geschäft wirft bislang keine Gewinne ab. Dafür ist die Konkurrenz zu groß. (Foto: Max Threlfall/oh)

Der Lieferdienst macht im ersten Halbjahr fast eine Milliarde Euro Miese.

Zukäufe und die Expansion in neue Märkte haben beim Essenslieferdienst Delivery Hero auch im ersten Halbjahr für tiefrote Zahlen gesorgt: Unter dem Strich machte der Dax-Konzern in den ersten sechs Monaten einen Verlust von mehr als 918 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Das war ein doppelt so hohes Minus wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres, als der Fehlbetrag 448 Millionen Euro betrug. Hohe Verluste sind bei Unternehmen wie Delivery Hero nicht ungewöhnlich. Wie beim großen Vorbild Amazon investieren sie in den ersten Jahren massiv in Wachstum, um Konkurrenten zu verdrängen und später davon profitieren zu können - das ist zumindest der Plan.

Im aktuellen Geschäft profitierte der Online-Lieferdienst wie die gesamte Branche von der deutlich gestiegenen Nachfrage nach Essenslieferungen in der Corona-Krise: 1,2 Milliarden Bestellungen verzeichnete Delivery Hero im ersten Halbjahr, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum. Die Zahlen des in Südkorea zugekauften Konkurrenten Woowa sind noch nicht enthalten. Gleiches gilt für den Umsatz, den der Konzern mit 2,68 Milliarden Euro ebenfalls mehr als verdoppeln konnte. Die Anleger begeisterte das nicht, die Aktie lag am Dax-Ende 3,2 Prozent tiefer.

Das Berliner Unternehmen ist besonders stark in Asien vertreten, wo das Geschäft sehr große Wachstumspotenziale hat. Fast die Hälfte der Erlöse entfällt auf dortige Märkte. Im März konnte Delivery Hero in Südkorea den Lieferdienst Woowa übernehmen, musste dafür aber seine eigene lokale Marke Yogiyo verkaufen. Delivery Hero hatte den Kauf bereits Ende 2019 angekündigt. Damals hatten die Unternehmen sich auf einen Preis von 3,6 Milliarden Euro geeinigt. Davon sollten rund 1,7 Milliarden Euro bar fließen, der Rest wird mit Delivery-Hero-Aktien bezahlt.

Konzernchef Niklas Östberg setzt damit weiter auf Wachstum auf Kosten der Profitabilität. Operativ musste Delivery Hero von Januar bis Ende Juni einen Verlust (bereinigtes Ebitda) von 350,8 Millionen Euro nach minus 319,8 Millionen ein Jahr zuvor hinnehmen. Der Abschluss des Woowa-Kaufs im März dieses Jahres drückte weiter auf die Bilanz.

In Europa hingegen war Delivery Hero in den vergangenen Jahren vor allem in nord- und osteuropäischen Ländern mit lokalen Marken unterwegs. Ebenfalls 2019 hatte der Konzern sein gesamtes Deutschlandgeschäft verkauft. Seit Mai dieses Jahres wagt Östberg unter der Marke Foodpanda den Wiedereintritt auf dem schwer umkämpften deutschen Markt. Dabei bietet das Unternehmen sowohl Restaurant- als auch Lebensmittellieferungen des täglichen Bedarfs an. Allerdings hat Delivery Hero auch in diesem Bereich mit neuer Konkurrenten wie der Firma Gorillas zu kämpfen.

© SZ vom 27.08.2021 / SZ/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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