Dax & Co.:Kursrutsch an den Börsen

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Die neuen Inflationsdaten aus den USA haben an den Börsen weltweit zu heftigen Kursverlusten geführt. Die stärksten Preistreiber sind Benzin, Kleidung und Medikamente.

An den Börsen rund um den Globus ist es am Mittwoch zu heftigen Kursverlusten gekommen. Der Dax sackte bis zum Handelsschluss um fast 200 Punkte oder 3,4 Prozent auf 5653 Zähler ab. Das war der tiefste Stand seit Februar. Auch der Leitindex für die Eurozone, der Euro Stoxx 50 verlor mehr als drei Prozent. In New York büßten der Dow Jones und der Technologieindex Nasdaq Composite im Handelsverlauf mehr als 1,4 Prozent ein.

Auslöser für den Kursrutsch waren neue Inflationsdaten aus den USA. Demnach sind die Verbraucherpreise im April im Vergleich zum Vormonat um 0,6 Prozent gestiegen. Die so genannte Kernrate, bei der Energie und Nahrungsmittel ausgeklammert sind, lag bei 0,3 Prozent. Ökonomen hatten lediglich Werte von 0,5 beziehungsweise 0,2 Prozent erwartet.

Auf das Jahr hochgerechnet liegt damit die Teuerungsrate in den USA bereits bei 5,1 Prozent. Nach ersten Reaktionen von Volkswirten steigt damit die Wahrscheinlichkeit, dass die amerikanische Notenbank Fed mit weiteren Zinserhöhungen gegen die Inflation angeht.

Vergangene Woche hatte die Fed den Leitzins auf fünf Prozent angehoben und erstmals nach 13 Zinserhöhungen signalisiert, dass weitere Zinsschritte kein Automatismus seien. Jetzt rechnen Beobachter jedoch damit, dass die Fed ihren Zins auf der nächsten Sitzung am 28. und 29. Juni erneut anheben könnte. "Damit ist vorerst noch kein Ende der Zinserhöhungsphase in Sicht", sagte Karsten Jürges, Aktienhändler bei der NordLB der Nachrichtenagentur Reuters.

"Die Nadel zeigt in Richtung einer höheren Inflation", sagte der Wirtschaftswissenschaftler Ken Mayland von ClearView Economics nach den neuen Zahlen am Mittwoch. "Das ist keine gute Nachricht und deutet an, dass die Unternehmen ihre höheren Kosten an die Verbraucher weitergeben."

Die stärksten Preistreiber waren im April Benzin, Kleidung und Medikamente. Der Preistrend zeigt bereits seit vielen Monaten nach oben, da die Wirtschaft in den USA stark gewachsen ist und sich Rohstoffe wie Öl drastisch verteuert haben.

Dollar erholt sich

An den Anleihenmärkten, wo festverzinsliche Wertpapiere gehandelt werden, gerieten die Kurse nach den Inflationszahlen unter Druck. Spiegelbildlich dazu stieg die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen US-Staatsanleihen um sieben Basispunkte auf 5,16 Prozent.

Noch im vergangenen Jahr hatte dieser Eckzins für langfristige Schulden ein Tief von drei Prozent erreicht. Während Aktien- und Anleihenkurse fielen, profitierte der Dollar von den veränderten Zinserwartungen der Anleger. Der Euro verlor im Vergleich zur US-Währung mehr als einen Cent auf 1,2744 Dollar.

Am Aktienmarkt brachen vor allem die Kurse von Finanztiteln ein. Sie reagieren besonders sensibel auf steigende Zinsen. Die Aktie der Commerzbank verbilligte sich um fünf Prozent, die Papiere der Deutschen Bank büßten 3,79 Prozent ein, Allianz-Titel verloren 4,43 Prozent an Wert.

Der deutsche Leitindex Dax hatte noch vor wenigen Tagen 500 Punkte höher auf dem höchsten Niveau seit Sommer 2001 notiert. Händler sprachen daher von einer notwendigen Konsolidierung. Die geringeren Verluste an den New Yorker Börsen erklärten Händler damit, dass die Kurse dort in den vergangenen zwei Jahren nicht so stark gestiegen waren wie in Europa.

© SZ vom 18.05.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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