Das iPhone:Sonderbare Geschäfte

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Erst im Sommer soll das iPhone zunächst in US-Läden stehen. Im Internet wird schon jetzt versucht, mit der Apple-Hoffnung Geschäfte zu machen.

Paul Trummer

Für Apple ist es Zukunftshoffnung, manchem Technikexperten gilt es als Revolution am Handysektor und Apple-Fans haben ein neues Kultobjekt: das iPhone. Das Wunderding ist offiziell noch gar nicht da - aber schon längst angekommen. Etwa im Online-Auktionshaus Ebay, wo eine Suche im internationalen Angebot mit dem Begriff iPhone 170 Treffer erbrachte - für ein Produkt, das es offiziell noch gar nicht gibt.

Auf Ebay können Apple-Fans ein 1:1-Modell des iPhone kaufen - aus Papier und Pappe. (Foto: Screenshot ebay.com)

Da finden sich T-Shirts mit iPhone-Liebeserklärungen und zahllose E-Mail-Adressen, die das Wort iPhone beinhalten. Den großen Reibach dürften die Verkäufer aber nicht machen: Für Adressen wie My-iPhone-Store@hotmail.com mochten Käufer noch nicht einmal 99 US-Cent bezahlen.

Domainverkauf - "But did you ship to Portugal?"

Mehr Profit dürften da schon die Anbieter von Domains machen. Internet-Adressen mit dem Namen iPhone sind begehrt, auch wenn offenbar nicht alle wissen, worauf sie eigentlich bieten. So fand sich unter der Auktion für die Adresse iphone-music.com folgender verunsicherter Nutzerkommentar in etwas holprigem Englisch: "I offer a bid of $150,00. But did you ship to Portugal? I will pay the shipment?" Auch ein zweiter Interessent fragte: "Does the cellular phone be used in peru?"

Das Wort iPhone und ein Produktfoto scheinen schon jetzt weltweit eine magische Anziehungskraft zu besitzen, egal, welche Ware denn tatsächlich verkauft wird. Doch Unachtsamkeit könnte ihren Preis haben, lag doch beispielsweise der Startpreis für die Domain iPhone-Planet.com bei stolzen 1000 US-Dollar.

Marktplatz für fragwürdige Angebote

Allerdings können neben den virtuellen iPhone-Geschäften auf Ebay auch Geschäfte über reale Telefone abgeschlossen werden. Neben Angeboten für das "echte" iPhone, das die Firma Infogear bereits Mitte der 1990er auf den Markt brachte, häuften sich in den letzten Januar-Tagen auch Angebote, die offenbar das iPhone von Apple zum Gegenstand hatten.

Die Seriösität dieser Angebote darf aber bezweifelt werden. Interessenten wurden gebeten, vor dem Bieten per E-Mail mit dem Anbieter in Kontakt zu treten. Das Angebot, das sueddeutsche.de auf Anfrage zugesandt bekam, enthielt einen Fixpreis von 200 Euro inklusive Versandkosten und Versicherung.

Der offizielle Preis, den Steve Jobs für ein 8 GB-iPhone in Verbindung mit einer Zweijahres-Bindung beim US-Mobilfunkbetreiber Cingular vorstellte, lag hingegen bei 599 US-Dollar. Offenbar fiel die Problematik dieses Angebots auch bei Ebay auf - sämtliche Angebote dieser Art wurden noch vor Ablauf der Auktion wieder aus dem Netz genommen.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Vom iPhone-Klingelton im Netz und Schwierigkeiten bei der Patentanmeldung

Auch Amazon will von dem Hype um das iPhone profitieren: Auf der Website des Online-Buchhändlers können Apple-Fans das iPhone bereits vorbestellen, allerdings werden auf weder Preise noch Lieferdatum genannt. In einem Blogg stieß sueddeutsche.de jedoch auf eine Werbung von amazon.de, in welchem der Preis eines vertragsfreien 8 GB-Modells bei 999 Euro lag, jener des 4 GB-Modells bei 899 Euro.

Eine Illustriation aus einer Patentanmeldung von 2003 - allerdings nicht von Apple, sondern von Sony. (Foto: Foto: Europäisches Patentamt)

Apple-Fans, die die Markteinführung des neuen Wunderdings nicht mehr erwarten können, werden im Internet trotzdem nicht enttäuscht. Für 4,50 Dollar können sie auf Ebay ein 1:1 - Modell des iPhones erwerben - allerdings aus Karton und Papier.

Auch der Klingelton des iPhones, der nur einmal bei der Präsentation durch Apple-Boss Steve Jobs öffentlich zu hören war, kursiert mittlerweile als mp3-Datei im Netz. Und findige Programmierer entwickelten eine Software, die den iPhone-Look auf gewöhnliche Handys zaubert. Dagegen wehrte sich allerdings Apple vehement - die Website mit dem Angebot ging rasch wieder vom Netz.

Hindernisse im Patentverfahren?

Allerdings sind dies aktuell nicht die größten Probleme, mit denen sich Apple herumschlagen muss. Viel wichtiger dürfte der Technikschmiede aus Cupertino der Patentschutz des iPhones sein. Wie eine Recherche beim europäischen Patentamt jedoch ergab, liegen zahlreiche Bedenken gegen die Erteilung eines Patentes an Apple vor. Rainer Osterwalder, Sprecher des europäischen Patentamtes in München wies auf Anfrage auf einige Dokumente hin, die sich für Apple als Hindernisse im Patentverfahren herausstellen könnten.

So findet sich unter der US-Patentnummer 7,088,342 B2 ein Patent auf ein Eingabegerät, angemeldet am 14. Mai 2003 von Sony. Dieses Patent bezieht sich auf die Eingabe in ein Handgerät mittels Bildschirm - und ähnelt sehr stark dem von Apple präsentierten iPhone (siehe Bild). Interessenskonflikte mit weiteren Patenten von Sony und Hewlett-Packard werden aktuell geprüft.

Ob die genannten Dokumente jedoch einer Patenterteilung an Apple im Weg stehen, kann man beim europäischen Patentamt noch nicht sagen. "Wir stehen noch ganz am Anfang" so Osterwalder zu sueddeutsche.de. Aktuell werde der Stand der Technik ermittelt, erst dann werde sich herausstellen, ob die gefundenen Dokumente der Patenterstellung widersprechen. "Das kann allerdings noch drei bis vier Jahre dauern." Bis dahin wird das iPhone wahrscheinlich schon ein Verkaufsschlager sein - fraglich ist nur, ob Apple etwas von den Erlösen an Lizenzgeber abtreten muss.

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