"Das Ding muss schlanker werden":BenQ in einem "verheerenden Zustand"

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Bei dem insolventen Handyhersteller steht in den nächsten Wochen ein massiver Stellenabbau an.

Der vorläufige Insolvenzverwalter der deutschen BenQ-Tochter hat ,,einen verheerenden Eindruck'' von der Gesellschaft, die 2005 die Handy-Aktivitäten von Siemens übernommen hat und in der vorvergangenen Woche Insolvenz anmelden musste.

Das verlautet aus dem Umfeld des Insolvenzverwalters Martin Prager unmittelbar vor dem Runden Tisch, der an diesem Donnerstag über die Zukunft der Gesellschaft beraten soll. BenQ sei personell stark überbesetzt.

In der kommenden Woche könne der Insolvenzverwalter darüber ,,Klartext reden'', wie viele der 3000 Beschäftigten eine Zukunft haben. Inzwischen gilt als sicher, dass bald wesentlich mehr als 1000 Beschäftigte das Unternehmen verlassen müssen.

Alle Beteiligten spielen die Bedeutung des Treffens herunter, das am Donnerstagnachmittag bei BenQ in München stattfinden soll. An dem Treffen sollen neben dem Insolvenzverwalter auch der frühere Eigentümer Siemens teilnehmen wie die IG Metall und Vertreter der Regierungsvertreter der Länder Bayern und Nordrhein-Westfalen, in denen die Fabriken von BenQ stehen.

"Ernst zu nehmende Chance"

Für Kenner scheint aber klar zu sein, dass die Hauptaufgabe des Runden Tisches die Einrichtung einer Beschäftigungsgesellschaft ist, mit deren Hilfe die betroffenen Arbeitnehmer weiterqualifiziert oder noch einige Zeit bezahlt werden können.

Ein Sprecher der IG Metall sagte, an dem Runden Tisch werde mehr über die Abwicklung der deutschen BenQ-Tochter gesprochen als über deren langfristige Fortführung. ,,Wir sehen eine ernst zu nehmende Chance zur Weiterführung des Unternehmens''.

Allerdings sei auch der Gewerkschaft klar, dass bei BenQ zu viele Mitarbeiter beschäftigt sind. ,,Das Ding muss schlanker werden'', sagt der IG-Metall-Sprecher. Der Gewerkschafter wollte sich nicht dazu äußern, wie viele Mitarbeiter BenQ verlassen müssten, um in die Gewinnzone zu kommen.

Unterdessen geht das Rätselraten darüber weiter, wie die Chancen der deutschen BenQ stehen, das Handy-Geschäft fortzusetzen. Entscheidend dafür ist, ob die Patente und Markenrechte, die Siemens vor einem Jahr an den taiwanesischen Konzern BenQ übertragen hat, heute bei der insolventen deutschen Tochter liegen oder bei der Muttergesellschaft in Taiwan.

Siemens-Chef Kleinfeld hat vor einer Woche keinen Zweifel daran gelassen, dass die für das Handy-Geschäft entscheidenden Patente in Taiwan liegen, also außerhalb des Zugriffs der deutschen Tochter. ,,Die Kernpatente liegen klar bei der Muttergesellschaft''.

Dagegen hieß es am Mittwoch im Umfeld des Insolvenzverwalters, diese Fragen seien noch nicht geklärt. Vor einer Woche hatte der Insolvenzverwalter noch erklärt, ,,an der Patentsituation wird die Unternehmensführung aus heutiger Sicht nicht scheitern.''

Mit diesen Andeutungen solle, so hieß es im Umfeld Pragers, beim Normalbürger der Eindruck erhalten bleiben, bei BenQ-Deutschland sei noch etwas zu holen.

© SZ vom 12.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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