DaimlerChrysler:Nur der Stern strahlt

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Nach vielen Hiobsbotschaften in den vergangenen Monaten ist das jüngste Quartalsergebnis bei DaimlerChrysler recht gut ausgefallen - dank der satten Gewinnsteigerung bei Mercedes-Benz.

Michael Kuntz

Prognosen sind so schwierig, weil sie sich mit der Zukunft befassen. Das ist ein generelles Problem - und ein spezielles für Dieter Zetsche, den Vorstandsvorsitzenden von DaimlerChrysler.

Ergebnis gerettet: Montage eines Mercedes-Sterns im Werk Sindelfingen. (Foto: Foto: dpa)

Seit seinem bejubelten Amtsantritt am 1. Januar ist noch kein volles Jahr vergangen, und nun entwickelten sich die Dinge in mehrerlei Hinsicht überraschend - selbst für den mächtigen Mann an der Spitze des größten deutschen Industrieunternehmens.

Dabei hatte der wegen seiner zunächst erfolgreichen Chrysler-Sanierung zum Nachfolger des Wertevernichters Jürgen Schrempp auserkorene Zetsche sehr überzeugend angefangen.

So andächtig wie arglos

Alle hielten es für den Ausdruck besonderer Besonnenheit und lauschten so andächtig wie arglos, als der umgängliche Topmanager bei seiner ersten Bilanzvorlage eine Prognose für das Konzernergebnis verweigerte, weil man die Kosten der Restrukturierung noch nicht wisse.

Die Arglosigkeit schwand rasch, denn nur ein paar Wochen später verkündete der Konzern, dass er die Herstellung des nicht sehr beliebten viersitzigen Kleinwagen Smart ForFour einstellen werde. Was mal eben eine Milliarde Euro kostete, vermutlich die siebte für das Projekt Smart insgesamt.

Dann stellte sich heraus, dass Chrysler zu viele seiner einst ertragreichen Geländewagen, Minivans und Pickups produziert hatte, die nun unverkauft herumstanden.

Nach General Motors und Ford hatte es Chrysler erwischt. Eine Gewinnwarnung nur sechs Wochen nach dem letzten Quartalsbericht war unvermeidbar. Am Ende des Jahres wird die nächste Milliarde Euro weg sein, sich die Sanierung von Chrysler durch Zetsche als nicht nachhaltig erwiesen haben.

Mehr versprochen als gehalten

Schließlich hatten die Airbus-Manager voller Vorfreude auf ihren neuen A380 offensichtlich mehr versprochen, als sie halten konnten. Wie weit dies eines Tages auf das Ergebnis von DaimlerChrysler durchschlagen wird - es darf spekuliert werden.

Das jüngste Quartalsergebnis ist vor diesem Hintergrund recht gut ausgefallen - dank der satten Gewinnsteigerung bei Mercedes-Benz.

Die Sanierung greift, es gibt neue attraktive Modelle, die Qualität scheint wieder zu stimmen. Der Stern strahlt wie seit Jahren nicht.

DaimlerChrysler bekräftigt seine Gewinnprognose von fünf Milliarden Euro für das laufende Jahr. Sie war freilich erst vor vier Wochen wegen Chrysler um eine Milliarde Euro nach unten korrigiert worden.

Befürchteter Quartalsverlust bleibt aus

Die Börse war diesmal noch zufrieden - den befürchteten Quartalsverlust gab es nicht. Weitere negative Überraschungen sollte es nun allerdings auch nicht geben.

© SZ vom 26.10.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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