DaimlerChrysler-Krise:Manager bieten Gehaltsverzicht an

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Nicht nur die Kleinverdiener sollen sparen: Die Vorstandsmitglieder wollen zehn Prozent weniger Lohn einstreichen, um so den Firmen-Zwist um Sparpläne beizulegen. Die Voraussetzung: Auch die Arbeitnehmer müssen Kompromisse eingehen.

Im Streit um Kosteneinsparungen bei DaimlerChrysler sind die Manager des Konzerns nach Presseinformationen nun zu einem Gehaltsverzicht bereit. Daimler-Chef Jürgen Schrempp und seine Kollegen hätten die Kürzung ihrer eigenen Gehälter um zehn Prozent angeboten, wenn die Mitarbeiter einem Kompromiss zustimmen sollten, berichtete die Bild am Sonntag. Schrempp hatte im vergangenen Jahr nach Angaben der Zeitung 7,5 Millionen Euro verdient.

750.000 Euro weniger? DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp. (Foto: Foto: dpa)

Einigung in Sicht

Schrempp sagte der Welt am Sonntag, er rechne "in Kürze" mit einer Einigung zwischen Konzernleitung und Betriebsrat. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von DaimlerChrysler, Erich Klemm, sagte am Samstag: "Es gibt Punkte, wo man sich schon sehr aufeinander zubewegt hat."

Die durch die Proteste bei Mercedes bedingten Produktionsausfälle könnten durch Samstagsarbeit wieder ausgeglichen werden, sagte ein DaimlerChrysler-Sprecher. Auch Konzernvorstand Jürgen Hubbert sagte dem Nachrichtenmagazin Spiegel, er sei "optimistisch, dass wir uns einigen". Zur Forderung des Betriebsrats, auch der Vorstand des DaimlerChrysler-Konzerns müsse seinen Beitrag zu den Sparmaßnahmen leisten, sagte Hubbert: "Daran soll es nicht scheitern." Vorstand und Topmanager seien bereit, auf zehn Prozent ihres Gehalts zu verzichten, wenn es zu einer Lösung im Streit um Einschnitte für die Mitarbeiter komme, berichtet die BamS unter Berufung auf Unternehmenskreise.

Zwei-Klassen-Arbeiter

Dem Bericht zufolge will der Vorstand dem Betriebsrat in den Verhandlungen ein entsprechendes Angebot vorlegen. Einen Eingriff in den Flächentarifvertrag lehne der Betriebsrat weiterhin ab, sagte Klemm weiter.

Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung will Klemm einen Tarifvertrag für Dienstleister vorlegen, wonach die Arbeitnehmer in Kantine, Druckereien und Werksschutz künftig schlechter bezahlt werden als die Metaller in der Automobilfertigung. Die Verhandlungen zwischen Gesamtbetriebsrat, IG-Metall und der Konzernführung sollen am Dienstag weitergehen.

Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber sagte der BamS mit Blick auf die Situation bei DaimerChrysler: "Tarifverträge, die stündliche Extra-Pausen und Spätzuschläge ab zwölf Uhr mittags festschreiben, passen nicht mehr in die Landschaft." Im Werk Sindelfingen blieben nach Angaben des Betriebsrates am Samstag erneut die 12.000 Mitarbeiter der Frühschicht zu Hause.

DaimlerChrysler hat mit der Verlagerung von von 6.000 Arbeitsplätzen aus Sindelfingen hauptsächlich nach Bremen und nach Südafrika gedroht, falls die Arbeitnehmer nicht einem Sparprogramm im Umfang von insgesamt 500 Millionen Euro zustimmen. Ein Kernpunkt ist die Verlängerung der effektiven Arbeitszeit, die in Baden-Württemberg laut DaimlerChrysler derzeit deutlich kürzer ist als in Bremen.

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