DaimlerChrysler Hauptversammlung:Schrempps längster Tag

Ätzende Vorwürfe? Ruf nach Entlassung? Höhnisches Gelächter? Natürlich! Auch dieses Jahr darf der DaimlerChrysler-Chef bei der Hauptversammlung mit viel Kritik rechnen.

"Der Traum Schrempps von einer riesigen Welt-Auto-AG ist völlig gescheitert", sagte Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), dem Tagesspiegel. Dem Aufsichtsrat wirft Kurz die frühzeitige Vertragsverlängerung Schrempps vor. Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft für Kapitalanleger (SdK) forderte in der Zeitung ebenfalls den Rücktritt Koppers vom Aufsichtsratsvorsitz.

Kritische Aktionäre fordern Ablösung

Andere Aktionärsgruppen gehen noch weiter. Vor der Hauptversammlung treten z.B. die Kritischen Aktionäre für die Ablösung von Konzernchef Jürgen Schrempp ein. Der Vorstandsvorsitzende sei der "größte Kapital- und Arbeitsplatzvernichter" in der Unternehmensgeschichte, sagte Aktionärssprecher Jürgen Grässlin. Schrempp sei für den Abbau von 80.000 Arbeitsplätzen verantwortlich und habe "die Welt-AG ins Desaster" geführt. Die Gesamtbilanz des Konzerns gleiche einem "Tollhaus".

Die Kritischen Aktionäre werden bei der Hauptversammlung am Mittwoch in Berlin nach eigenen Angaben einige tausend von insgesamt 1,9 Millionen Anteilseignern des Konzerns vertreten. Unter anderem wollen sie Kritik an den Gehältern der Spitzenmanager von DaimlerChrysler geltend machen.

Gehalts-Verdopplung in zwei Jahren

Die Gesamtbezüge des Vorstands haben sich nach den Erkenntnissen des Aktionärsverbands innerhalb der vergangenen zwei Jahre von elf auf 22 Millionen Euro verdoppelt. Sprecher Holger Rothbauer sprach von einem "Politbürosyndrom" und einem "Selbstbedienungsladen". "Wir können uns solche Manager nicht mehr leisten. Sie sind für das, was sie leisten und erbringen schlicht zu teuer", sagte er.

Auch der Geschäftsführer der größten deutschen Fondsgesellschaft DWS, Klaus Kaldemorgen, sagte, die von Schrempp verfolgte Expansion "war nicht werttreibend, sondern erweist sich zunehmend als wertvernichtend". Dafür müsse er letztlich die Verantwortung tragen.

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