DaimlerChrysler:Ein smartes Bekenntnis

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Der Stuttgarter Automobilbauer will am Kleinwagen Smart festhalten — obwohl er nur Verluste bringt.

DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp hat sich hinter die tief in den roten Zahlen steckende Kleinwagenmarke Smart gestellt.

In einem persönlichen Gespräch hätten Schrempp und der neue Mercedes-Chef Eckhard Cordes den Fortbestand von Smart zugesichert, schrieb Smart-Chef Ulrich Walker am Freitag in einem Brief an die Mitarbeiter. Er räumte Ertragsprobleme ein und kündigte eine Vertriebsoffensive an.

DaimlerChrysler hatte am Vortag die Verluste bei Smart unter anderem für den drastischen Gewinneinbruch der Mercedes Car Group um 62 Prozent im dritten Quartal verantwortlich gemacht.

Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben

Durch Aussagen von Finanzchef Manfred Gentz war auf einer Analystenkonferenz der Eindruck entstanden, die Zukunft von Smart stehe womöglich auf der Kippe.

Ein Konzernsprecher sagte am Freitag, bei Smart werde zwar alles auf den Prüfstand gestellt, die Arbeitsplätze würden aber nicht in Frage gestellt. Smart beschäftigt am Hauptsitz in Böblingen 1.400 Mitarbeiter, in einem Werk in Frankreich weitere 800.

Walker räumte ein, dass die Profitabilität bei Smart "ungenügend" sei. DaimlerChrysler hat das ursprüngliche Ziel, bereits in diesem Jahr bei Smart die Ertragswende zu schaffen, inzwischen auf 2006 verschoben. "Smart verdient immer noch kein Geld, das ist richtig. Aber die Existenz von Smart steht nicht zur Disposition. Eine Aufgabe der Marke Smart oder ein Verkauf unseres Unternehmens werden nicht diskutiert. Das haben Jürgen Schrempp und Eckhard Cordes gestern im persönlichen Gespräch mit mir bekräftigt", hieß es in dem Schreiben.

Nun sei eine Vertriebsoffensive geplant. Die geringe Händlerzahl von weltweit 840, in Deutschland 118, gilt als eine Hauptschwäche der Tochter Smart.

Umsatzproblem — aber kein Kostenproblem

In Branchenkreisen wurde bekannt, dass die Unternehmensberatung McKinsey im Sommer Smart durchleuchtet hat. Die Experten kamen zum Schluss, dass die Marke kein Kosten-, sondern ein Umsatzproblem habe.

Die Fertigungstiefe sei bereits extrem niedrig, weitere Kosten in der Produktion kaum noch einzusparen. DaimlerChrysler macht seit der Markteinführung der Trendmarke Smart im Jahr 1998 in Summe hohe Verluste mit der Tochter.

Große Hoffnung werden auf die für 2006 geplante Markteinführung in den USA gesetzt. Dann soll in Brasilien ein Smart-Geländewagen (formore) vom Band rollen und die amerikanischen Großstädte erobern. Der neue Smart soll Anfang Januar auf der Autoshow in Detroit erstmals als Studie präsentiert werden.

Bei der Mercedes Car Group (Mercedes, Smart, Maybach) schrumpfte im dritten Quartal der Gewinn um 62 Prozent auf 304 Millionen Euro. Bei Mercedes gebe es im vierten Quartal und im kommenden Jahr zahlreiche Risiken, sagte Finanzvorstand Gentz.

Rohmaterialpreise, Währungsrisiken, der Preisdruck und Kosten zur Steigerung der Qualität könnten Einfluss auf den Gewinn haben. DaimlerChrysler dementierte am Freitag jedoch Aussagen von Gentz, dass die für Mitte 2005 geplante neue M-Klasse verschoben werde. An dem Zeitplan werde festgehalten, sagte ein Konzernsprecher in Stuttgart.

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