DaimlerChrysler:6.000 Stellen in Gefahr

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Wenn keine Einigung mit dem Betriebsrat erzielt werden kann, will der Stuttgarter Konzern die Produktion der neuen C-Klasse aus Sindelfingen verlagern. Damit würden 6.000 Arbeitsplätze wegfallen.

DaimlerChrysler will die Produktion der neuen C-Klasse von Sindelfingen nach Bremen und Südafrika verlagern, falls keine Einigung mit dem Betriebsrat über eine Kostensenkung von 500 Millionen Euro pro Jahr erreicht wird.

Die Zentrale von Daimler Chrysler in Stuttgart. Foto: AP (Foto: N/A)

Kosteneinsparungen bis 2008

Dies sagte Mercedes-Pkw-Chef Jürgen Hubbert am Montag in Stuttgart. Gleichzeitig würden in Sindelfingen, wenn dort die neue C-Klasse nicht gebaut würde, rund 6.000 Arbeitsplätze verloren gehen, sagte Personalvorstand Günther Fleig. Die Kosteneinsparungen müssten im Jahr 2008/09 erreicht sein.

Die Verhandlungen zwischen dem Betriebsrat und dem DaimlerChrysler-Vorstand über das Kostensenkungspaket werden am Dienstag fortgesetzt.

"Es fehlen 180 Millionen Euro"

Der Betriebsrat ist nach eigenen Angaben bereit, im Rahmen der Umsetzung des Entgeltrahmentarifvertrags (ERA) auf 180 Millionen Euro zu verzichten.

Dazu sagte Hubbert: "Es fehlen noch 320 Millionen Euro". Das Angebot des Betriebsrates reiche nicht aus.

Aus Protest gegen die harte Haltung des DaimlerChrysler-Vorstandes hat der Betriebsrat für Donnerstag dieser Woche alle Beschäftigten an den Pkw- und Nutzfahrzeugstandorten in der Bundesrepublik zu "sichtbaren Aktionen" aufgerufen. Dort arbeiten derzeit 160.000 Mitarbeiter.

"Baden-württembergische Krankheit"

DaimlerChrysler-Vorstand Hubbert sprach mit Blick auf die Mercedes-Werke in Baden-Württemberg von "gravierenden Kostennachteilen" gegenüber anderen Tarifgebieten in Deutschland.

Dazu zählte er insbesondere die "Steinkühler-Pause" von fünf Minuten pro Stunde sowie Spätschicht-Zuschläge von 15 Prozent im Südwesten schon von mittags 1200 Uhr an. Diese tarifliche Regelungen gebe es nur in Baden-Württemberg.

Hubbert sagte in diesem Zusammenhang: "Wir müssen die baden-württembergische Krankheit beseitigen".

Der Pkw-Chef unterstrich auch, dass die neue C-Klasse einen "festen Anlauftermin" habe. Um alle dafür notwendigen Bestellungen — von Maschinen bis Robotern — vornehmen zu können, brauche man jetzt eine schnelle Entscheidung.

Einigung bis Ende Juli

Hubbert: "Dafür läuft die Frist Ende diesen Monats ab". Deshalb könne er nur an die Adresse des Betriebsrates appellieren: "Wir brauchen die Einigung bis Ende dieses Monats".

Konkret führten Hubbert und Fleig an, dass in Baden-Württemberg in der Woche 30,3 Stunden effektiv gearbeitet werde, in Bremen seien es 31,9 Stunden.

Insgesamt werde in Bremen somit pro Jahr zwei volle Wochen mehr bei gleichen Kosten produziert als in Baden-Württemberg.

Hubbert betonte: "Wir wollen Deutschland wettbewerbsfähig machen". DaimlerChrysler wolle alles tun, damit die baden-württembergischen Standorte wettbewerbsfähig blieben.

Nicht mehr zeitgemäß

Dabei müssten aber auch der Betriebsrat und die Mitarbeiter mitziehen. Hubbert sagte: "Wir wollen in Baden-Württemberg wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen". Die "Steinkühler-Pause" sei 30 Jahre alt und nicht mehr zeitgemäß.

Sollte der Betriebsrat auf den Vorschlag des Vorstandes nach einer Einsparung von 500 Millionen Euro pro Jahr eingehen, dann werde auch der Vorstand für ein Jahr auf eine Erhöhung seiner Gehälter verzichten.

Hubbert betonte, bei allen Sparvorschlägen des Vorstandes werde es "keinen unmittelbaren Eingriff in das jetzige Gehalt" geben. Die Einsparungen würden angerechnet.

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