Dänemark:Krise im Legoland

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Lego geht es so schlecht wie nie in seiner mehr als 70-jährigen Firmengeschichte. Der Spielzeughersteller muss jetzt seine vier Feizeitparks verkaufen, weitere Mitarbeiter entlassen und sich künftig auf die Herstellung seiner Bauklötze konzentrieren.

Von Gerhard Fischer

Europas größter Spielzeugkonzern kämpft bereits seit Ende der 90-er Jahre mit mehr oder minder großen Absatzproblemen, doch 2003 hat sich die Lage zugespitzt. Lego verbuchte im vergangenen Jahr einen Verlust von 1,4 Milliarden dänische Kronen (189 Millionen Euro).

Wie das Legoland Deutschland in Günzburg/Schwaben will der Spielzeugkonzern auch seine drei Freizeitparks in Dänemark, England und den USA verkaufen. (Foto: Foto: dpa)

Daraufhin entließ der Enkel des Firmengründers, Kjeld Kirk Kristiansen, den Konzernchef Poul Plougmann und setzte sich selbst Anfang 2004 an die Spitze des Unternehmens - mit der von ihm selbst formulierten Hoffnung, in diesem Jahr keine Verluste zu erwirtschaften. Doch dieses Ziel wird Kristiansen weit verfehlen.

Konzentration aufs Kerngeschäft

Lego erklärte, dass der Konzern 2004 Verluste zwischen 1,5 und zwei Milliarden Kronen (203 bis 270 Millionen Euro) verzeichnen werde - einschließlich der Kosten für Sparmaßnahmen. Zeitgleich gab Kristiansen seinen Rücktritt als Konzernchef bekannt. Nachfolger wird sein Stellvertreter, der 35-jährige Jörgen Vid Knudstorp.

Kjeld Kirk Kristiansen, der im Aufsichtsrat des Unternehmens bleibt, hält sich trotz der Verluste zugute, den Konzern wieder "auf den richtigen Kurs" gebracht zu haben - durch die Rückbesinnung auf das Kerngeschäft, den Bau und Vertrieb der berühmten Bauklötze.

In den vergangenen Jahren hatte sich Lego mächtig verzettelt. Um der steigenden Konkurrenz durch Computerspiele zu begegnen, hatte sich der dänische Konzern selbst an diesem Markt beteiligt.

Abschied von Harry Potter

Er hatte Lizenzen von Filmproduzenten erworben und mit dieser Erlaubnis Star-Wars-, Spiderman- oder Harry-Potter-Figuren zum Kauf angeboten. Diese Strategie blieb ebenso erfolglos wie der Versuch, Kinderkleidung zu verkaufen.

Ein weiterer Grund für die Krise: Kinder werden heutzutage schneller erwachsen und hören früher auf, mit Bauklötzen zu spielen. Besonders in Amerika und Japan hat Lego zuletzt starke Einbrüche erlebt, aber auch der Verkauf in Europa blieb hinter den Erwartungen zurück.

Nach Angaben der dänischen Zeitung Politiken ist das Eigenkapital des Konzerns infolge der Krise binnen zwei Jahren von sieben Milliarden auf nun 3,7 Milliarden Kronen (946 auf 500 Millionen Euro) geschrumpft. Weil Lego in diesem Jahr mit einem Umsatzrückgang von 25 bis 30 Prozent rechnet, scheint der Fortbestand des Unternehmens ernstlich gefährdet zu sein.

"Letzte Chance"

Nach Meinung des neuen Konzernchef Knudstorp ist die Lage dramatisch: "Noch ein Jahr mit 25 Prozent Umsatzrückgang darf es nicht mehr geben - das ist entscheidend für das Überleben von Lego." Experten bezeichnen die bereits eingeleitete Umstrukturierung als "letzte Chance des Unternehmens".

Alles, was nicht mit Legosteinen zu tun hat, wurde bereits verkauft oder soll veräußert werden; die Zusammenarbeit mit den Filmproduzenten ist angeblich schon beendet worden.

Außerdem kündigte der Spielzeugkonzern weitere Entlassungen an. Bereits in den vergangenen drei Jahren war der Stamm der Mitarbeiter von etwa 10.000 auf nunmehr circa 7500 reduziert worden. Schließlich plant Lego den Verkauf der Legoland-Parks in Dänemark, den USA, in England und Günzburg in Deutschland.

(SZ vom 23.10.04)

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