Continental:Aufsichtsrat für Übernahme

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Im Kampf gegen die drohende Übernahme durch Schaeffler fällt dem Conti-Vorstand offenbar der eigene Aufsichtsratsvorsitzende in den Rücken. Nach SZ-Informationen steht Hubertus von Grünberg der Verbindung nicht abgeneigt gegenüber.

Meite Thiede

Durch die Continental-Verwaltung geht ein tiefer Riss: Im Abwehrkampf gegen die fränkische Schaeffler-Gruppe ziehen Vorstand und Aufsichtsrat der Continental AG nicht an einem Strang.

Hubertus von Grünberg, Aufsichtsratsvorsitzender der Continental AG (Archivbild) (Foto: Foto: ddp)

Während Vorstandschef Manfred Wennemer sich klar gegen den Einstieg des Familienunternehmens Schaeffler ausgesprochen hat und fest entschlossen ist, dagegen zu kämpfen, steht sein Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg der Verbindung nicht abgeneigt gegenüber.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung aus Unternehmenskreisen hat Grünberg sich in der kurzfristig einberufenen Aufsichtsratssitzung am Dienstagabend gegen einen Abwehrkampf und für einen kooperativeren Kurs ausgesprochen.

Beobachter sehen darin einen krassen Verstoß gegen die sogenannte Organpflicht. Denn der Aufsichtsrat, also das Kontrollgremium des Unternehmens, habe im Interesse der Firma zu handeln und nicht dagegen. Und die Gegner der Übernahme befürchten, dass der Reifen- und Fahrzeugtechnik-Zulieferer Continental nach einer Übernahme zerschlagen würde, weil Schaeffler zur Finanzierung des Milliardengeschäfts mindestens die Reifensparte verkaufen müsste. Continental wollte die Angelegenheit am Donnerstag nicht kommentieren.

Am Mittwoch hatte Continental in einer ersten offiziellen Reaktion auf das Übernahmeangebot von Schaeffler mitgeteilt, der Vorstand lehne die Offerte ab. In einer für ihn ungewöhnlich emotionalen Art hatte der sonst eher nüchtern auftretende Wennemer sich am Morgen sogar noch vor die Mikrofone der Medien gestellt und die Attacke "egoistisch, selbstherrlich und verantwortungslos" genannt.

Dieser schleichende Übernahmeversuch sei rechtswidrig. Er spielte damit darauf an, dass der Konkurrent Schaeffler selbst nur 2,97 Prozent der Conti-Aktien hält, aber über Finanzinstrumente und unter Mithilfe diverser Banken bereits Zugriff auf weitere 33 Prozent hat.

In der offiziellen Erklärung von Conti ist vom Aufsichtsrat nur an einer einzigen Stelle die Rede, und zwar in ganz sachlichem Ton: Vorstand und Aufsichtsrat würden, sobald ein konkretes Angebot vorliege, "sorgfältig die Interessen der Gesellschaft, ihres Unternehmens, ihrer Aktionäre und Arbeitnehmer sowie Geschäftspartner abwägen und ... Stellung nehmen", heißt es da.

Auch bei dem letzten Versuch einer Übernahme des Automobilzulieferers vor zwei Jahren war Grünberg in eine zweifelhafte Rolle geraten. Eine Investorengruppe um Bain Capital, Permira und Goldman Sachs hatte damals versucht, den im Börsenindex Dax notierten Konzern zu übernehmen. Organisiert worden war die Sache von der General Capital Group (GCG), bei der Grünberg einen Beratervertrag hatte.

Trotz heftiger Kritik war er aus der Sache mit einer einigermaßen weißen Weste rausgekommen; ein Rechtsgutachten attestierte ihm, dass alles korrekt zugegangen sei. Damals hatte der Manager gesagt, er habe den Vertrag unverzüglich gekündigt, sobald er von den Plänen Kenntnis bekommen habe.

Die Gewerkschaften bemühten sich am Donnerstag darum, Einigkeit in der Angelegenheit Conti zu zeigen, nachdem sie sich zuvor in Niedersachsen gegen und in Bayern für eine Übernahme ausgesprochen hatten. Die Transaktion ist inzwischen sogar zum Politikum geworden: In Berlin wurde der Ruf nach strengeren Börsengesetzen laut.

In seinem Abwehrkampf setzt der Continental-Vorstand vor allem auf die Bankenaufsicht Bafin. Am Donnerstag hat er ihr einen zweiten Beschwerdebrief zukommen lassen. Die Frankfurter Bafin überprüft gerade, ob Meldepflichten verletzt worden sind und ob es Hinweise auf Insidergeschäfte gibt.

© SZ vom 18.07.2008/aho - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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