Concorde:Mythos unter dem Hammer

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Das Ende der Ära Concorde bringt den Devotionalienhandel in Schwung: Mehr als 200 Stücke des "schönsten Vogels der Welt" werden jetzt bei Christie´s in Paris versteigert.

Die Fans können bei Christie's Pilotensitze, Cockpitinstrumente, vier Räder oder gleich ein komplettes Olympus-Triebwerk mit 17 Tonnen Schub ersteigern. Das spektakulärste Souvenir ist die 3,50 Meter lange Spitze der Klappnase, die laut Katalog 19.567 Flugstunden hinter sich hat.

Das begehrteste Teil ist die Spitze des Überschallfliegers. (Foto: Foto: dpa)

Die Stücke sind von (morgigen) Samstag an bei Christie's nahe den Champs-Elysées ausgestellt und werden eine Woche später versteigert. Die Idee kam Air France, als die Fluggesellschaft nach der Einstellung der Concorde-Flüge im Frühjahr mit Anfragen nach Erinnerungsstücken überhäuft wurde.

Guter Zweck

Der Erlös geht an die Air-France-Stiftung für Not leidende Kinder, wie Konzernchef Jean-Cyril Spinetta mitteilte. Mindestens 150.000 Euro sollen zusammenkommen, gibt sich Emmanuelle Vidal vorsichtig, die bei Christie's die Versteigerung organisiert.

Nicht nur Technikfreaks kommen auf ihre Kosten. Auch exklusive Fotos von Air-France-Fotografen, Modelle und Schränke aus der engen Überschall-Küche können ersteigert werden.

"Die sind ganz im Stil der 70er Jahre", schwärmt Vidal. Auch "subtil gestyltes" Porzellan der Designerin Andrée Putman steht zum Verkauf.

"Wir haben seltene und besondere Teile ausgesucht, nicht unbedingt teure", versichert Vidal. Mehrere Antennen im Schätzwert von nur 30 Euro sind im Angebot, auch kleinere Teile vom vorderen Rand der Deltaflügel könnten mit einem Schätzwert von 80 bis 300 Euro noch etwas für schmale Geldbeutel sein.

Die Geschwindigkeitsanzeige in der Kabine, die die betuchten Passagiere mit einer mattblauen Anzeige "M 2.02" über das Erreichen der zweifachen Schallgeschwindigkeit informierte, kommt da mit geschätzten 1.500 bis 2.000 Euro schon etwas teurer.

Teure Triebwerke

Für die Nasenspitze sind mindestens 10.000 Euro fällig und für die beiden auf praktischen Handkarren von Air France ausgelieferten Triebwerke Olympus 593 je 60.000 bis 120.000 Euro.

Von allem Zubehör haben Air-France-Techniker die Seriennummern entfernt, weil die Teile nicht mehr im Flugverkehr eingesetzt werden dürfen. Die meisten Stücke sind einem bestimmten Jet nicht mehr zuzuordnen. Sie seien oft abgebaut, überprüft und dann an einer anderen Concorde der Air-France-Flotte montiert worden, berichtet Vidal.

Obwohl die französische Fluggesellschaft in den nächsten Wochen zusätzlich noch einmal Teile des mythischen Flugzeugs an ihr Personal verkauft, will auch Ex-Concorde-Pilot Jean-Louis Chatelain am nächsten Samstag mitbieten. Er interessiere sich für die Bordinstrumente, sagte er der Zeitung Le Parisien.

Chatelain ist sicher, dass die Auktion viel Geld für den guten Zweck einbringen wird. "Die Sitze, das Geschirr, das Machmeter, die Modelle und die Fotos werden sich die Leute aus den Händen reißen."

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