Computerindustrie:Rüdes Monopoly-Spiel

Die Strafe gegen Intel ist härter als jede andere bisher gegen Unternehmen verhängte EU-Sanktion. Sie kommt aber zu spät für den Beinahe-Monopolisten.

Thorsten Riedl

Die besten Produkte nutzen nichts, wenn der Rivale mögliche Kunden besticht, mit dem Kauf zu zögern. So geschehen im Fall Intel, wo der Europäischen Kommission Beweise dafür vorliegen, wie der Platzhirsch seine Macht missbraucht hat. Das Rekordbußgeld ist Strafe und Abschreckung zugleich. Doch der Entscheid kommt zu spät, um den Wettbewerb zu retten.

(Foto: Foto: Reuters)

Verhängnisvolle Macht

Die IT-Industrie, so scheint es, ist anfällig für monopolähnliche Marktstellungen. Die Programme von Microsoft zum Beispiel laufen auf fast allen Computern weltweit. Weil das Unternehmen seine Macht ebenfalls dafür ausgenutzt hat, den Wettbewerbern zu schaden, musste das Softwarehaus schon 1,7 Milliarden Euro an Strafgeldern in die Brüsseler Kassen zahlen.

Die Suchmaschine Google ist ein weiteres Beispiel: Hierzulande sucht jeder über deren Internetseite.

Zwei wesentliche Unterschiede zum Fall Intel allerdings gibt es: Kaum ein Sektor in der IT-Branche ist so kapitalintensiv wie die Halbleiterindustrie, und im Gegensatz zur Softwarefirma Microsoft und dem Internetkonzern Google fällt es Verbrauchern schwerer zu wechseln.

Bislang war es umständlich, einen AMD-Computer zu kaufen, weil es sie nicht überall gab - oder nur mit Verzögerung zum vergleichbaren Intel-Angebot. Die europäische Wettbewerbsbehörde zwingt Intel nun zum fairen Handeln. Doch AMD ist inzwischen stark ausgeblutet.

Das Unternehmen musste sogar die Chipfertigung verkaufen und lässt nur noch herstellen. In einigen Segmenten, etwa dem wachsenden Markt für mobile Computer, hat der Intel-Rivale keine wettbewerbsfähigen Produkte. Acht Jahre hat Brüssel im Fall Intel gebraucht. Das war zu lange.

© SZ vom 14.05.2009/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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