Commerzbank:Blessing mit Fehlstart ins Jahr

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Dämpfer für die staatlich gestützte Commerzbank und ihren Chef Blessing: Die Gewinne sind weit schlechter als erwartet.

Auf diese Bank setzt die Bundesregierung, die immerhin viele Milliarden als neuer Teilhaber ausgegeben hat: auf die angeschlagene Commerzbank. Und doch ist die Lage des Instituts zum Jahresauftakt mit tiefroten Zahlen schlimmer, als sich das mancher gedacht hat.

Integrationskosten für die neue Tochter Dresdner Bank und hohe Rücklagen für Kreditausfälle auf das Ergebnis der Commerzbank. (Foto: Foto: ddp)

Im ersten Quartal schrieb das staatlich gestützte Institut unter dem Strich einen Verlust von 861 Millionen Euro. Neben Belastungen aus der Finanzkrise drückten Integrationskosten in Höhe von 289 Millionen Euro für die neue Tochter Dresdner Bank sowie hohe Rücklagen für Kreditausfälle auf das Ergebnis.

Das ist schweres Gepäck für den ersten Mann der Bank, für Martin Blessing - er war erst kürzlich vom Vorstandssprecher zum Vorstandsvorsitzenden aufgestiegen. Wann aber steigen die Zahlen auf?

Eine Prognose fürs Gesamtjahr wagt Commerzbank-Chef Blessing nicht. Spätestens 2011 aber soll das Haus wieder profitabel werden. "Ab 2012 wollen wir ein operatives Ergebnis von mehr als vier Milliarden Euro pro Jahr und eine Nach-Steuer-Rendite von rund zwölf Prozent erreichen", gibt sich Vorstandschef Blessing zuversichtlich.

Noch schlechter als erwartet

Mit ihrem Verlust zum Jahresauftakt schnitt die Bank noch schlechter ab als am Markt erwartet. Das operative Ergebnis lag bei minus 591 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte die Commerzbank - die Zahlen der Dresdner Bank zur besseren Vergleichbarkeit mit eingerechnet - noch einen Gewinn gemacht.

Belastet wird das Geschäft auch durch zunehmende Kreditausfälle - in der Wirtschaftskrise können viele Kunden ihre Kredite nicht mehr bedienen. Für mögliche Ausfälle legte die Commerzbank 844 Millionen Euro zurück - im Vorjahr lag die Risikovorsorge mit 191 Millionen bei nur einem Bruchteil dieser Summe.

Die Aktie legte trotz des Feuerwerks der schlechten Nachrichten zu und baute damit die Kursgewinne vom Donnerstag aus. Die Hoffnung der Börsianer: Es kann nur besser werden!

Die zweitgrößte deutsche Bank war im Zuge der Finanzkrise ins Straucheln geraten und hatte sich zusätzlich mit im Herbst vereinbarten Kauf der einstigen Allianz-Tochter Dresdner Bank massiv verhoben.

Der Staat musste der Commerzbank mit Kapitalspritzen und Garantien gleich zweimal unter die Arme greifen. Das zweite Hilfspaket vom Januar, das der Commerzbank zugleich den Bund als Großaktionär ins Haus holt, hat die EU-Kommission erst am Donnerstag genehmigt. Als Auflage verordnete sie aber eine massive Schrumpfkur, in deren Rahmen sich die Commerzbank unter anderem von ihrer Staats- und Immobilienfinanzierungstocht er Eurohypo trennen muss.

Weitere Marktanteile gewinnen

Künftig soll das Geschäft mit Privat- und Mittelstandskunden stärker im Mittelpunkt stehen. "Die Segmente Privatkunden und Mittelstandsbank, die kundenbezogenen Corporates & Markets- Aktivitäten sowie Mittel- und Osteuropa bilden das Herzstück der neuen Commerzbank. Wir wollen hier unser Ertragspotenzial voll ausschöpfen und weiter Marktanteile gewinnen", sagt Vorstandschef Blessing bei Bekanntgabe des Programms "Roadmap 2012".

Bis 2012 soll das Geschäft mit Privatkunden eine - sehr ehrgeizige - ambitionierte Eigenkapitalrendite vor Steuern von über 30 Prozent erzielen. Die Mittelstandsbank soll bis 2012 operativ mehr als 1,5 Milliarden Euro verdienen.

In Mittel- und Osteuropa setzt die Commerzbank in den nächsten zwei Jahren auf ihr derzeitiges Geschäft und plant keinen Ausbau, das operative Ergebnis soll 2012 mehr als 350 Millionen Euro erreichen.

Ihre Investmentsparte (C&M) will die Commerzbank dagegen deutlich eindampfen. Die verlustbringende Dresdner Kleinwort wird integriert - insgesamt soll die Investmentbanking-Sparte bis 2012 ihr operatives Ergebnis "deutlich steigern" und eine Eigenkapitalrendite vor Steuern von mehr als 20 Prozent erzielen.

Stellenabbau

Ebenfalls stark zurückfahren will die Commerzbank die Immobilien- und Staatsfinanzierung und im Zuge dessen bis Ende 2011 rund 390 Stellen abbauen. Von Ende 2011 an sollen die Kosten um etwa ein Drittel - das entspricht rund 110 Millionen Euro - reduziert werden.

Im Auftaktquartal hatten die Privatkundensparte und die Mittelstandsbank schwarze Zahlen geschrieben. Allerdings konnten die Verluste im Investmentbanking und der Immobilienfinanzierung damit nicht ausgeglichen werden.

Dank der staatlichen Hilfe lag die Kernkapitalquote bei 10,2 Prozent. Der Refinanzierungsbedarf für das laufende Jahr in Höhe von 20 Milliarden Euro sei bereits zu 60 Prozent gedeckt, erklärt Blessing.

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