Chronologie eines Skandals:Absturz eines Giganten

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Mit den Daten von 50 Millionen Facebook-Nutzern soll Cambridge Analytica den US-Wahlkampf beeinflusst haben. So hat sich die Affäre in den letzten zehn Tagen entwickelt.

Von Marlene Thiele, München

Vor eineinhalb Wochen wurde bekannt, dass die britische Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica (CA) die Profile von 50 Millionen Facebook-Nutzern ausgewertet und für personalisierte Werbung im US-Wahlkampf genutzt haben soll. Deshalb steckt Facebook nun in der schwersten Krise seiner Geschichte. Wie aber kam es dazu? Eine Chronologie:

Die Vorgeschichte: Im Dezember 2015 schreibt die britische Zeitung Guardian, dass Cambridge Analytica Facebook-Daten dazu benutze, im US-Wahlkampf den republikanischen Kanidaten Ted Cruz zu unterstützen. Facebook erklärt Monate später, die Daten seien illegal erlangt worden und müssten gelöscht werden. Konsequenzen gibt es nicht.

Samstag, 17. März: Christopher Wylie wird zum Whistleblower. Der ehemalige Mitarbeiter von Cambridge Analytica berichtet in der New York Times und dem britischen Observer von Geschäften des Unternehmens. Ein Fernsehteam des britischen Channel 4 hat zudem mit geheimer Kamera Mitarbeiter des Unternehmens bei Treffen gefilmt. Facebook beendet daraufhin die Zusammenarbeit mit CA und sperrt kurz darauf auch das Profil von Wylie.

Mark Zuckerberg reagierte erst spät auf die Vorwürfe. (Foto: Stephen Lam/Reuters)

Montag, 19. März: Der Aktienkurs der Facebook-Aktie fällt um bis zu sieben Prozent. Innerhalb von zwei Tagen sinkt der Börsenwert des US-Unternehmens insgesamt um mehr als 60 Milliarden Dollar, das entspricht in etwa dem gesamten Börsenwert von BMW.

Dienstag, 20. März: Cambridge Analytica suspendiert seinen langjährigen Geschäftsführer Alexander Nix. Der hatte in den verdeckt gefilmten Aufnahmen von Channel 4 damit geprahlt, wie er mit schmutzigen Tricks Wahlen beeinflussen könne. Von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg gibt es zunächst keine Stellungnahme. Auch das Weiße Haus reagiert zurückhaltend. Von einem Sprecher heißt es lediglich, Präsident Donald Trump möchte, dass die Privatsphäre geschützt werde.

Mittwoch, 21. März: Brian Acton, Mitgründer von Whatsapp, ruft unter dem Hashtag #deletefacebook im Netz dazu auf, dem Netzwerk den Rücken zu kehren. Whatsapp gehört seit vier Jahren zum Facebook-Konzern, der Kaufpreis für den Messengerdienst betrug 19 Milliarden Dollar. Am Abend entschuldigt sich Zuckerberg in einem CNN-Interview. Man plane eine Funktion, mit der Facebook-Nutzer den Zugang Dritter zu ihren Daten unterbinden können.

Donnerstag, 22. März: Die Commerzbank entscheidet als erster großer deutscher Werbekunde, vorerst nicht mehr auf Facebook zu werben. Auch einige andere Firmen kündigen dies an.

Freitag, 23. März: Bei einer Razzia durchsuchen Mitarbeiter der britischen Datenschutzbehörde ICO die Londoner Zentrale von Cambridge Analytica. ICO will ermitteln, ob persönliche Facebook-Daten illegal für politische Zwecke verwendet wurden. Untersucht wird auch die Rolle von Cambridge Analytica in der Kampagne zum Brexit-Referendum.

Sonntag, 25. März: Mit ganzseitigen Anzeigen in britischen und US-amerikanischen Tageszeitungen entschuldigt sich Facebook für den Skandal.

Montag, 26. März: Die neue Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) trifft am Montag hochrangige Facebook-Vertreter in Berlin. Die Bundesjustizministerin sieht in dem Skandal eine "Bedrohung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit" und fordert eine "umfassende Aufklärung" darüber, ob deutsche Nutzer betroffen seien und wie Facebook solche Vorfälle künftig verhindern wolle.

© SZ vom 27.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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