Chip-Zulieferer:Siltronic-Verkauf ist gescheitert

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Siltronic stellt sogenannte Wafer her: Das sind hochmoderne Siliziumscheiben, auf denen die begehrten Halbleiter produziert werden. (Foto: Siltronic/oh)

Das Wirtschaftsministerium hat die Genehmigungsfrist für die Übernahme durch Global Wafers verstreichen lassen

Der Münchner Chip-Zulieferer Siltronic kann nicht nach Taiwan verkauft werden. Das Bundeswirtschaftsministerium ließ die 4,35 Milliarden Euro schwere Übernahme durch den größeren Konkurrenten GlobalWafers nach 14-monatiger Prüfung platzen. Die Regierung ließ die Frist verstreichen, innerhalb der die Taiwaner die Freigabe nach dem Außenwirtschaftsgesetz gebraucht hätten. Am Ende sei die Zeit zu knapp gewesen, um die Folgen der Auflagen der chinesischen Wettbewerbshüter für Siltronic zu prüfen, sagte eine Ministeriumssprecherin. GlobalWafers könne aber einen neuen Anlauf nehmen, hieß es; ob Vorstandschefin Doris Hsu das will, ließ sie zunächst offen.

Die ausgebliebene Zustimmung aus Berlin bezeichnete sie aber als "sehr enttäuschend". GlobalWafers werde "die Nicht-Entscheidung der deutschen Regierung analysieren und deren Auswirkungen auf unsere zukünftige Investitionsstrategie prüfen". Bis Sonntag werde das Unternehmen entscheiden, wie es das Geld nun investieren wolle, das GlobalWafers für Siltronic ausgeben hätte. Denkbar ist der Bau einer neuen Siliziumscheiben-Fabrik außerhalb Europas, um die Kapazitäten auszubauen. Aus den USA werden die Taiwaner heftig umworben.

Dass GlobalWafers ein zweites Übernahmeangebot offenbar nicht ausschließt, ließ die Siltronic-Aktie am Dienstag zwischenzeitlich um mehr als acht Prozent auf 125,80 Euro nach oben schnellen. Börsianer setzen darauf, dass GlobalWafers dann mehr bieten müsste, weil die Chip-Konjunktur seit dem ersten Angebot im Herbst 2020 deutlich angezogen hat. Dann ginge auch die Investitionsprüfung durch die Bundesregierung von Neuem los. GlobalWafers hält noch 13,7 Prozent an Siltronic.

Der Deal ist die mit Abstand größte Übernahme, die am deutschen Außenwirtschaftsgesetz scheitert. Demnach kann die Bundesregierung den Einstieg von Unternehmen außerhalb der EU in Deutschland untersagen, wenn es um Sicherheitsbelange, Hoch- und Zukunftstechnologien geht. Dazu zählt sie Themen wie Künstliche Intelligenz, autonomes Fahren, Robotik und Halbleiter. An die Chip-Industrie liefern Wafer-Hersteller die Siliziumscheiben, auf denen die Halbleiter produziert werden.

Eine inhaltliche Begründung ersparte sich das Ministerium von Robert Habeck, indem es die Frist verstreichen ließ. Der Grünen-Politiker hatte schon im Dezember gefordert, dass Deutschland und Europa einen wachsenden Anteil an Mikroelektronik selbst produzieren müssten. Die EU-Kommission will im Februar ihren "Chips Act" vorlegen und die Branche mit einer zweistelligen Milliardensumme fördern. Der Chip-Notstand in der Corona-Pandemie hat gezeigt, wie abhängig Europa von asiatischen Anbietern ist. Siltronic ist unter den fünf größten Siliziumscheiben-Herstellern der einzige aus Europa.

© SZ vom 02.02.2022 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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