Chinas Flugzeugindustrie rüstet sich für den Wettbewerb mit Boeing und Airbus. Staatliche Medien berichteten am Dienstag von der geplanten Fusion der beiden großen Flugzeughersteller Avic I und Avic II. Dem neuen Konzern obliegt die Aufgabe, den geplanten chinesischen Großraumjet zu entwerfen und zu produzieren.
Die chinesische Regierung hatte das Projekt im Februar vergangenen Jahres beschlossen. Von 2020 an will die Volksrepublik auf dem Flugzeugmarkt mit den westlichen Herstellern Airbus und Boeing konkurrieren. Das ehrgeizige Projekt soll China "an die Spitze der Technologienationen" befördern, hieß es.
Beide Firmen spielen international bisher keine Rolle. Avic I beschäftigt nach eigenen Angaben etwa 240.000 Mitarbeiter in fast 50 Tochterfirmen. Wichtigster Kunde ist die chinesische Luftwaffe. Avic I hatte auch das erste chinesische Passagierflugzeug mit der Modellbezeichnung ARJ21 konstruiert, das kurz vor Weihnachten in Schanghai präsentiert worden war. Der Regionaljet bietet Platz für 90 Passagiere, die Reichweite liegt bei etwa 2000 Kilometern.
Boeing und Airbus überdenken Strategie
Avic II ist wesentlich kleiner und beschäftigt sich vor allem mit dem Bau militärischer und ziviler Hubschrauber. Beide Unternehmen arbeiten auch als Zulieferer für Boeing und Airbus und engagieren sich darüber hinaus in branchenfremden Bereichen wie dem Bau von Motorrädern und Navigationsgeräten.
Vor 1999 gehörten beide Firmen schon einmal zusammen, waren dann jedoch aufgesplittet worden, um den Wettbewerbsdruck zu erhöhen. Im vergangenen Monat hatte China die Commercial Aircraft Corporation of China (CACC) gegründet, die künftig die Konstruktion des Großraumjets koordinieren soll. Firmenchef Jin Zhuanglong hatte ausdrücklich auch ausländische Flugzeughersteller zur Kooperation eingeladen.
Die Branchenführer Boeing und Airbus beginnen allerdings bereits damit, ihre China-Strategie zu überdenken. "China war für uns immer ein Zulieferer", sagte Airbus-Landeschef Laurence Barron dem Branchendienst Aviation Week. "Wir müssen unser Geschäftsmodell überdenken und eine Lösung finden, die uns erlaubt, weiterhin mit der chinesischen Industrie zu arbeiten und gleichzeitig zu erkennen, dass China ein Wettbewerber wird."