Chemiebranche:Kurt Bock lässt sich bitten

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Kurt Bock (rechts) gibt im nächsten Jahr den BASF-Vorstandsvorsitz an Martin Brudermüller ab. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Drei Jahre vor Vertragsende scheidet der Vorstandschef der BASF aus. Die Hauptversammlung 2018 soll seine letzte sein - zumindest in diesem Amt. Ab 2020 soll er Jürgen Hambrecht als Aufsichtsratschef beerben.

Von Elisabeth Dostert, München

Der Chemiekonzern BASF regelt die Nachfolge in Vorstand und Aufsichtsrat. Kurt Bock, 59, legt den Vorstandsvorsitz mit Ablauf der Hauptversammlung am 4. Mai nächsten Jahres nieder. Sein Nachfolger wird sein bisheriger Stellvertreter, Martin Brudermüller, 56. Bocks Vertrag läuft noch bis 2021, er geht drei Jahre früher. Der Aufsichtsrat habe ihn darum gebeten, heißt es in der Pressemitteilung vom Donnerstag. Aufsichtsratschef Jürgen Hambrecht, 71, will, dass Bock 2020 seine Nachfolge in dem Kontrollgremium antritt. Und das Gesetz für börsennotierte Gesellschaften sieht hier eine zweijährige sogenannte Cooling-Off-Periode vor. Wenn BASF die Abkühlphase einhalten und Hambrecht 2020 gehen will, muss der Wechsel im Vorstand 2018 erfolgen. Den stellvertretenden Vorstandsvorsitz übernimmt Finanzchef Hans-Ulrich Engel, 58. Aufgestockt wird der Vorstand nicht. Mit der Hauptversammlung 2018 sinkt die Zahl der Mitglieder von acht auf sieben.

Neuer Konzern-Chef wird im nächsten Jahr der Chemiker Martin Brudermüller

Bock und Brudermüller sind Eigengewächse der BASF. Der Aufstieg Bocks, Sohn eines Hotelierehepaares aus dem ostwestfälischen Rahden, war still und zielstrebig. Nach der Promotion in Betriebswirtschaft kam er 1985 zu BASF. In den 90ern arbeitete er ein paar Jahre für Bosch. Aus heutiger Sicht wirkt dieser Aufenthalt eher so, als sei ein potenzieller Nachfolger in eine fremde Firma geschickt worden, um die BASF-Welt mal von außen zu betrachten, ehe es zuhause mit der Karriere weitergeht. 2003 kam Bock im Vorstand an, zuständig für Finanzen. 2011 übernahm er von Hambrecht den Vorsitz.

Immer wieder musste Bock in den vergangenen Monaten seine Mengenlehre erklären. Im Vergleich mit den Großakquisiteuren Bayer mit Monsanto, Chem China mit Syngenta und den Fusionisten Dupont und Dow Chemical wirkten die Ludwigshafener wie Langweiler. "Größe an sich ist kein Wert", sagte Bock öfters. 2016 setzte der Konzern mit weltweit 114 000 Beschäftigen 58 Milliarden Euro um. Er war schon mal einige Milliarden größer und die Weltmarktführung eindeutiger. Bock hat die BASF umgeformt. Unter seiner Führung trennte sich der Konzern vom Handel- und Speichergeschäft mit Gas. Nun will BASF für fast sechs Milliarden Euro das Geschäft mit Pflanzenschutz und Saatgut übernehmen, von dem sich Bayer wegen des Monsanto-Kaufs trennen will.

Bock ist erst der vierte Mann auf diesem Vorstandsposten, der nicht Chemie studierte. Brudermüller setzte diese Tradition wieder fort. Seine Karriere begann er 1988 im Ammoniaklabor der BASF in Ludwigshafen. Er war lange für den Konzern in Asien tätig. Er ist ein anderer Typ als Bock: hemdsärmeliger, robuster im Auftritt und lauter. Schon vor zehn Jahren, als über die Nachfolge von Jürgen Hambrecht im Vorstand spekuliert wurde, galt er als einer der Kandidaten. Zum Zug kam dann Bock. Brudermüller ist Chief Technical Officer, das ist für einen Konzern, der von Innovationen lebt und die Digitalisierung bewältigen muss, eine wichtige Aufgabe.

Bock bleibt in der Nähe. Er werde für den Aufsichtsrat als Berater arbeiten, teilte der Konzern mit. Er hat in diesem Jahr noch eine neue Rolle übernommen. Bock ist zum ersten Mal Großvater geworden. Er übt sich jetzt im Vorlesen.

© SZ vom 22.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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