Chefwechsel:Überraschung bei der KfW

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Stefan Wintels ist nach Insiderinformationen Favorit für die Spitze der drittgrößten deutschen Bank KfW. (Foto: oh)

Der Investmentbanker Stefan Wintels von der US-Großbank Citigroup hat gute Chancen, demnächst die bundeseigene Förderbank zu führen.

Stefan Wintels, 54, Investmentbanker, hat gute Chancen, Vorstandschef der bundeseigenen Förderbank KfW zu werden. Wintels, der momentan noch das weltweite Geschäft mit Finanzinstituten bei der US-Großbank Citigroup leitet, sei Favorit für die Spitze der drittgrößten deutschen Bank, bestätigten mehrere Insider gemeinsame Recherchen von SZ und Finanz-Szene. Die Suche nach einem neuen Chef für die Förderbank wäre damit doch noch vor der Bundestagswahl beendet. Der als CDU-nah geltende Vorstandschef Günther Bräunig, 65, geht Ende Juni in den Ruhestand. Die offizielle Entscheidung soll aber erst auf der nächsten Verwaltungsratssitzung am 23. Juni fallen. Die KfW, Wintels und das Bundesfinanzministerium wollten sich dazu nicht äußern.

Die KfW gehört zu 80 Prozent dem Bund. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) wechseln sich an der Spitze des Verwaltungsrats regelmäßig ab. Anders als früher, als die Bank noch nicht von der Finanzaufsicht überwacht wurde, ist es zwar nicht mehr üblich, die Vorstandsposten rein politisch zu besetzen. Dennoch spielt der Parteienproporz weiter eine Rolle. Schließlich sitzt die KfW immer mit am Tisch, wenn es in Deutschland um Förderkredite geht, sei es für Immobilien, Windkraftanlagen oder zuletzt die Corona-Hilfen. Mit Verweis auf das Risiko für die Bank kann ein KfW-Chef politische Wohltaten blockieren. Die Union wollte daher eigentlich einen SPD-Vertreter an der Spitze vermeiden, der über die KfW weiter mitregieren könnte, auch wenn die SPD ab Herbst nicht mehr der Regierung angehören sollte. Zuletzt waren Finanzstaatssekretär Jörg Kukies Ambitionen nachgesagt worden, die er unter Verweis auf hauseigene Karenzzeitregeln des Ministeriums aber zurückgewiesen hatte.

Der langjährige Citi-Deutschlandchef Wintels , dessen Name bislang noch nicht kursierte, dürfte eine Art Kompromiss-Kandidat sein. Er hat kein Parteibuch, kennt aber Finanzminister Olaf Scholz (SPD) aus dessen Zeit als Hamburger Bürgermeister, als die Citi die Hansestadt bei der Privatisierung der damaligen HSH Nordbank beriet. Die Union soll sich ursprünglich für Ingrid Hengster ausgesprochen haben, die im Vorstand der KfW für das Inlandsgeschäft zuständig ist. Ihr dürfte es eher nicht gefallen, sollte ihr nun ein externer Kandidat vor die Nase gesetzt werden. So ließe die Koalition auch eine Gelegenheit verstreichen, den Spitzenposten mit einer Frau zu besetzen. Erst Anfang des Jahres hatte die Bundesregierung strengere Vorgaben für eine Frauenquote in Vorständen von Aktiengesellschaften auf den Weg gebracht.

Wintels arbeitet bereits seit 2001 für die Citigroup und hat dort allem voran andere Banken bei Fusionen, Übernahmen und Börsengängen beraten. Er gilt als gut vernetzt in der Politik, hat auch Landesbanken und Sparkassen beraten. Die Citigroup hatte Wintels erst 2020 befördert; bei der KfW müsste er finanziell kürzer treten. Günther Bräunig kam zuletzt auf eine Vergütung von rund 813 000 Euro.

© SZ vom 11.05.2021 / gam, mesc, jawi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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