Cat-Bonds:Risiken absichern

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Hurrikan Maria hinterließ in Puerto Rico und anderen Karibikinseln große Verwüstungen. (Foto: dpa)

Anleger von Katastrophen­anleihen erhalten vergleichsweise hohe Prämien. Doch die Risiken sind hoch. Wie die Papiere funktionieren.

Von Katharina Wetzel

Katastrophenanleihen wurden erfunden, damit sich die Versicherungsbranche gegen Extremereignisse schützen kann. Im Englischen werden sie Catastrophe Bonds, kurz Cat-Bonds genannt. Mit den Papieren übertragen Versicherer und Rückversicherer das Risiko von Naturkatastrophenschäden und menschengemachten Schäden auf Investoren. Für die Übernahme des Risikos erhält der Anleihebesitzer eine attraktive Risikoprämie. Tritt beim Versicherer durch Stürme, Erdbeben oder Überschwemmungen ein hoher Schaden ein, kann der Anleger einen Teil- oder gar Totalverlust erleiden.

Cat-Bonds zählen zur Gattung der versicherungsgebundenen Wertpapiere, der Insurance-Linked Securities (ILS). Das sind Wertpapiere, mit denen Versicherungsrisiken verbrieft und handelbar gemacht werden. Praktisch funktioniert dies so: Um die Risiken aus den Bilanzen der Versicherungskonzerne herauszulösen, wird - meist in Offshore-Finanzplätzen wie Bermuda oder den Cayman Islands - eine Zweckgesellschaft gegründet, von welcher die Versicherungsrisiken übernommen und die Wertpapiere emittiert werden. Anleger erwerben das Naturkatastrophenrisiko in Reinform, ohne sich dabei auch noch das Risiko eines möglichen Ausfalls des Versicherungskonzerns einzuhandeln. Das Geld der Investoren landet dabei auf einem Treuhandkonto der Zweckgesellschaft, die dafür hochwertige Sicherheiten, meist in Form von sehr kurz laufenden US-Staatsanleihen, vorhalten muss. Im Schnitt beträgt die Laufzeit einer Anleihe drei Jahre. Bleibt innerhalb dieses Zeitraums die Katastrophe aus, erhält der Anleger das Geld zurück. Der Kupon wird meist quartalsweise ausbezahlt und enthält neben der Versicherungsprämie auch eine Halteprämie für das überlassene Kapital, die sich nach dem Geldmarktzins (derzeit nahe null) richtet.

In den Emissionsbedingungen ist detailliert festgehalten, welche Ereignisse (etwa Erdbeben in Japan) relevant sind und wie hoch die damit einhergehenden Schäden ausfallen müssen, damit es zu Verlusten bei der Anleihe kommt. Das Risiko für den Anleger hängt davon maßgeblich ab. Bei der Direktanlage in eine einzelne Anleihe sind die Risiken zudem höher als bei einem Fondsinvestment, wo sich die Risiken über verschiedene Naturkatastrophen und Regionen streuen lassen. Trotz der teils langen statistischen Wiederkehrperioden (typischerweise 50 Jahre oder mehr) der versicherten Ereignisse müssen Anleger jederzeit damit rechnen, dass diese eintreten können. Zeitweise können die Papiere auch extrem schwanken, wenn sich die referenzierten Katastrophen anbahnen oder wenn diese bereits eingetreten sind, jedoch noch nicht abschließend geklärt ist, wie hoch die versicherten Schäden ausfallen werden.

Auch Staaten und staatsnahe Unternehmen können sich mit Cat-Bonds gegen die Risiken von Naturgewalten absichern. So wird das Instrument auch von der Weltbank zur Entwicklungshilfe eingesetzt. Anleger erwerben ein Produkt, dessen Renditen vergleichsweise hoch sind und mit denjenigen von klassischen Anlagenformen wie Aktien und Anleihen nur geringfügig korrelieren. Und wenn tatsächlich eine Katastrophe eintritt, wird ihr Kapital herangezogen, um Menschen zu helfen, die von existenzbedrohenden Schäden betroffen sind.

© SZ vom 12.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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