Call-by-Call:Teures Schnäppchen

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Achtung Abzocke: Immer mehr Call-by-Call-Anbieter ködern Anrufer mit kaum unterbietbaren Preisen. Über Nacht erhöhen sie diese dann allerdings um bis zu 400 Prozent. Die vermeintliche Okkasion erweist sich so als teures Vergnügen.

Philipp Mattheis

Die Überraschung kam am Ende des Monats mit der Post. 130 Euro stand auf der Telefonrechnung. Und dass, obwohl Alfons M. sich extra informiert hatte, um den billigsten Anbieter für nationale Gespräche zu finden. 0,70 Cent pro Minute stand da, wenn man eine fünfstellige Vorwahl benutzte.

Die Preiserhöhung kam über Nacht. (Foto: Foto: dpa)

Was er nicht wusste: Der Anbieter hatte nach drei Tagen seine Gebühren erhöht. Um satte 211 Prozent.

Was Alfons M. passierte, kommt in letzter Zeit häufiger vor. Zwar sinken die Tarife für Telefongespräche auch weiterhin und neue Anbieter drängen auf den Markt - die Preisfluktuationen nehmen allerdings auch zu.

Starke Preisänderungen

"Wir beobachten in letzter Zeit wieder starke Preisänderungen bei manchen Anbietern", meint Torsten Elsner von www.tariftip.de, einer Webseite, die über die jeweilig günstigsten Telefontarife informiert.

Manche Anbieter ändern ihre Tarife über Nacht und das drastisch: Preissprünge von bis zu 400 Prozent sind keine Seltenheit. Spekuliert wird auf das Vertrauen des Verbrauchers. Schließlich erwartet kaum jemand, dass die Preise über Nacht geändert werden.

Zwar stellen die unseriösen Tarifanbieter eine kleine Minderheit dar. Da sie aber auf Grund der schwer unterbietbaren Preise in den Tarif-Tabellen immer ganz oben stehen, werden die vermeintlich günstigen Vorwahlnummern oft gewählt.

Mit Kalkül

Dahinter steckt Kalkül: Haben genug Kunden angebissen, folgt eine drastische Preiserhöhung.

"Man kann da schon von Abzocke sprechen", sagt Torsten Elsner. "Da werden Verbraucher mit extrem billigen Tarifen gelockt, die für die Anbieter ein Minusgeschäft sind. Kurze Zeit später werden dann die Tarife um mehrere hundert Prozent erhöht."

Meist passieren die Preiserhöhungen am Wochenende. Denn viele Kunden orientieren sich an den in Zeitungen abgedruckten Tariftabellen. Am Wochenende können die Blätter natürlich nicht auf Preisänderungen reagieren.

Taktung und Feiertagskonditionen

Andere "Fallen" betreffen Taktung und Feiertagskonditionen. Manche Anbieter locken mit niedrigen Tarifen, rechnen dann aber im Fünf-Minuten-Takt ab. Das trifft besonders auf Gespräche vom Festnetz ins Mobilfunknetz zu.

Viele Verbraucher vergessen zudem, dass sich bei Heiligabend oder Sylvester nicht um offizielle Feiertage handelt und telefonieren mit gutem Gewissen mehrere Stunden.

Rechtlich lässt sich gegen die schwarze Schafen kaum etwas ausrichten. Das Erhöhen der Preise, auch über Nacht, ist schließlich nicht verboten.

Die Zeiten, in denen man sich eine Tariftabelle aus der Zeitung ausschnitt und übers Telefon klebte, sind vorbei. Wer billig telefonieren möchte, sollte sich permanent auf dem Laufenden halten. Webseiten wie www.tariftip.de, www.billiger-telefonieren.de oder www.teltarif.de informieren täglich über die aktuellen Konditionen.

Least-Cost-Router

Eine andere Möglichkeit bieten so genannte Least-Cost-Router. Ein solches Gerät sucht automatisch den billigsten Tarif heraus, indem es auf eine zwischengeschaltete Datenbank mit den billigsten Tarifen zurückgreift. Die Geräte kosten zwischen 20 und 50 Euro.

Allerdings sollte man beim Kauf auch darauf achten, wie oft sich die Datenbank aktualisiert. Gerade bei billigen Geräten sei dies nicht so oft der Fall, meint Thorsten Elsner. Hier fallen dann zusätzliche Kosten durch das Updaten der Datenbank an. Insofern sei es fraglich, ob sich die Anschaffung eines Least-Cost-Routers rentiere.

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