Bundeswehr:Windräder zwischen Panzern und Granaten

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Deutschlands Armee, immer auf der Suche nach zusätzlichen Einnahmequellen, hat ein neues Potenzial ausgemacht: die frische Brise am Truppenübungsplatz.

Von Michael Bauchmüller

Es gibt nicht mehr viel zu lachen für die deutsche Windkraft. Wo immer neue Windräder entstehen sollen, gibt es Probleme.

Auch auf den Truppenübungsplätzen der Bundeswehr sollen sich künftig Windräder drehen. (Foto: Foto: dpa)

Entweder stehen längst andere Windräder da, weil es in der Gegend ordentlich windet. Oder aber Bürgermeister und örtliche Initiativen gehen gegen weitere "Verspargelung" auf die Barrikaden.

Waren Deutschlands Windmüller jahrelang mit exponentiellem Wachstum gesegnet, geht es inzwischen weit langsamer zu. Ende Juni gab es 16.826 Windräder in Deutschland, und es sieht fast so aus, als wäre in windreichen Regionen die Grenze erreicht. Doch seit diesem Montag hat die Branche einen neuen Verbündeten: die Bundeswehr.

Paradiesische Flächen

Bundesweit verfügt sie über knapp 500 Liegenschaften, die größer sind als 50 Hektar. Paradiesische Liegenschaften: Weit und breit findet sich kein Nachbar, kein Bürgermeister, keine Bürgerinitiative - und noch keine andere Windkraftanlage.

"Das ist ein erhebliches Flächenpotenzial", schwärmt Hermann Albers, Vizepräsident des Bundesverbandes Windenergie (BWE). "Meist haben wir es dort mit weitläufigen, unbebauten Flächen zu tun."

Auch die Regeln, die viele Bundesländer der neuesten Generation Windkraftanlagen entgegenstellen, kann die Bundeswehr umgehen - zum Beispiel die Höhenbegrenzung. Jenseits der 100 Meter dürfen in Deutschland kaum irgendwo Windkraft-Stängel errichtet werden.

Vor allem die Entwickler neuer Anlagen hatte die Begrenzung zuletzt in Rage gebracht. Denn die Mega-Räder mit ihren 60-Meter-Rotoren müssen irgendwo an Land ausprobiert werden, ehe sie auf dem Meer errichtet werden können; seit im Binnenland die guten Plätze ausgehen, sehen die Windler auf See ihre Zukunft. "Es geht also auch um Exportpotenziale der deutschen Windanlagenbauer, wenn diese Flächen eröffnet werden", sagt BWE-Vize Albers.

Lukratives Geschäft

Der Bundeswehr geht es um wesentlich Profaneres - um Geld. Um die 200.000 Euro, so hat die Bundeswehr-Servicetochter Gebb errechnet, kann der Verkauf eines Windkraft-Areals bringen.

Je nach Größe der Windräder sollen die Parzellen zwischen 1500 und 4000 Quadratmeter groß sein. Für 25 Jahre gehen sie an den neuen Besitzer, danach kehren sie in den Besitz der Bundeswehr zurück - zum Kaufpreis von einem Euro je Parzelle.

Bis zu 40 Millionen Euro könnte der Bund damit einnehmen. Zusätzlich zu den sechs Millionen Euro, welche die Gebb mit der Vermietung von Masten generiert hat - von dort stellen Mobilfunkunternehmen schon seit einiger Zeit die Verbindung zu Handys in der Umgebung her.

Mobilfunk als Wegbereiter

"Das Geschäft mit dem Mobilfunk hat letztlich auch der Windkraft die Tür geöffnet", sagt Philipp Bogner, der bei der Gebb die "Drittnutzungskonzepte" verantwortet.

Offene Türen allerdings sollen die Windmüller zunächst nur an zwei Standorten vorfinden, und das auch nur gelegentlich. In einer ersten Runde können sich die Unternehmen insgesamt zwölf Flächen auf den Übungsplätzen Ehra-Lessien bei Wolfsburg und Nienburg-Langendamm bei Celle sichern.

Auf weiteren Bundeswehr-Liegenschaften sind schon attraktive Plätze gesichtet, aber das Okay des Verteidigungsministeriums steht noch aus. Schließlich soll die Windkraft die Truppen nicht an ihren sonstigen Verrichtungen hindern. "Der Militärbetrieb darf nicht eingeschränkt werden", heißt es im Berliner Bendlerblock.

Auflagen für die Energiebetreiber

Das Thema ist sensibel, schließlich sollen nicht ständig Windmüller auf den Militäranlagen herumlaufen. Und "ökologische Sperrgebiete" will die Bundeswehr auch nicht einrichten. "Klare Zugangsregeln" wolle man deshalb mit den Investoren finden, sagt der Gebb-Beauftragte Bogner.

Er erwartet in den nächsten Wochen dennoch einen Interessenten-Ansturm. Schwertransporter, schwärmt er, hätten wegen der "wunderbaren Panzerstraßen" dort eine "hervorragende Zuwegung". Und im rückwärtigen Bereich, sagt er, bleibt immer noch Platz für eine Schießbahn.

© SZ vom 26.07.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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