Bundesliga=Telekom-Liga?:Die Welt in rosarot

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Die Telekom als neuer Großhelfer - und Namenssponsor - der Bundesliga: erste Medienaufseher warnen vor der Daueroffensive auf dem Rasen.

Hans-Jürgen Jakobs

Am Freitag zog es die Allgewaltigen des deutschen Fußballs nach Mönchengladbach. Es ging nicht nur um die Leistung der deutschen Nationalkicker gegen die kolumbianische Konkurrenz, sondern auch um die Auswertung der nächsten Bundesliga-Saison in den elektronischen Medien.

Die Telekom: nicht nur Hauptsponsor der WM, sondern auch bald der gesamten Bundesliga. (Foto: Foto: ddp)

In hektischen Telefonaten und Sitzungen hatten der Rechtebesitzer Deutsche Fußball-Liga (DFL) und die Rechtekäufer - Arena und Deutsche Telekom - um eine Lösung ihres monatelangen Streits gelungen.

Die Einigung ist nur noch Formsache - und doch ziehen schon ganz andere, medienpolitische Probleme auf. In den Mittelpunkt rückt die Macht der Telekom mit ihren Aktivitäten T-Com (Netze) und T-Online.

Denn der Bonner Konzern soll im Zuge des Agreements die Bundesliga nicht nur im eigenen Internet-Fernsehen (IP-TV), sondern auch auf den Handys von T-Mobile zeigen dürfen.

Zudem ist die Telekom als Namenssponsor für die Liga eingeplant - eine Daueroffensive auf dem Rasen, der einigen Rivalen, aber auch manchen Aufsehern in den Landesmedienanstalten missfällt. Vor einem privilegierten Zugang zu Netz und Inhalten warnt zum Beispiel der Berliner Medienwächter Hans Hege (siehe Interview).

Wie die Zukunft im deutschen Fußball aussehen wird, davon kündete etwa die Freitag-Ausgabe von Bild. Da präsentierte T-Com - das große T wie immer in Magenta - die Aufstellung der deutschen Nationalelf vor dem Kolumbien-Match. Wann immer künftig im Free-TV der Tabellenstand der Bundesliga eingeblendet wird, müssten die Zuschauer wohl das rosa T sehen. Die Moderatoren von Sportschau (ARD) und Sportstudio (ZDF) würden selbstverständlich stets von der "T-Com-Liga" reden.

Die Sportschau als kommerzieller Transporteur?

Auch "Telekom-Liga" oder "T-System-Liga" ist noch im Gespräch. In einzelnen Gremien der ARD, beispielsweise im Verwaltungsrat des WDR, wurden bereits Vorbehalte gegen den eigenen Deal mit der DFL festgehalten. Es stößt auf Kritik, dass die Sportschau somit zum kommerziellen Transporteur würde - und auch noch Werbung für einen Konkurrenten mache.

Die Telekom will mit der Bundesliga ihr neues eigenes Mediensystem für Telefon, Internet und Fernsehen fördern. Hierzu gehört ein derzeit verlegtes Glasfasernetz (V-DSL) sowie neue digitale Zusatzempfangsgeräte ("Decoder"). Kabel, Satellit und das digitale Antennen-TV bekommen Konkurrenz. Ursprünglich hatte Telekom-Vorstand Walter Raizner zum Schrecken der Fußball-Branche ins Spiel gebracht, die Bundesliga via IP-TV auch über Kabel und Satellit in viele deutsche Haushalte zu bringen - das hätte die Live-Rechte des Pay-TV-Neulings Arena gefährdet, der dafür 240 Millionen Euro im Jahr zahlt. Doch nun ist bei der Telekom von Kabel und Satellit nicht mehr die Rede.

Für die neue Zurückhaltung bekommt der Konzern von der DFL hintenrum Rabatte für weitere Lizenzen. So war bei den Verhandlungen für die Namensrechte zunächst ein Preis von 140 Millionen Euro auf drei Jahre im Gespräch gewesen; die Telekom bot zunächst 51 Millionen, ehe sie dann offenbar aufstockte. Am Ende werden es wohl weniger als 100 Millionen sein. Und bei den Mobilfunkrechten bot die Firma O2 dem Vernehmen nach 14 Millionen Euro jährlich, wohingegen T-Mobile den Zuschlag für rund fünf Millionen bekommen könnte.

Premiere bot die höchste Summe

Die Profiklubs kassieren hier also weniger Geld als geplant. Dafür wäre dann die Telekom im eigenen Boot - wenn auch nicht deren Partner Premiere. Der Abo-Fernsehbetrieb bereitet die Bundesliga redaktionell dem T-Konzern auf und hilft mit der eigenen rundfunkrechtlichen Lizenz aus. Vorstandschef Georg Kofler fühlt sich von der DFL getäuscht, da für IP-TV auch die Ausstrahlung per Kabel und Satellit erlaubt worden sei.

Premiere habe die höchste Summe geboten - nun will er juristisch gegen die Fußball-Vertreter vorgehen. Erst einmal aber erließ das Landgericht Hamburg, auf Antrag von Arena, eine einstweilige Verfügung: Danach darf Premiere nicht damit werben, auch in der nächsten Bundesliga-Saison alle Spiele live zu zeigen und muss darauf verweisen, dass für den Empfang ein spezieller Anschlus der Telekom vonnöten ist.

Weitgehend beigelegt scheint der Konflikt zwischen Telekom und Arena. Eigene IP-TV-Rechte will Arena offenbar nur noch im Kabelnetz einsetzen. Aus Kreisen der Telekom heißt es lediglich, es würden "verschiedene Pakete geschnürt". Ziel sei es, eine Gesamtlösung hinzubekommen, bevor das Spiel der Deutschen mit Costa Rica angepfiffen werde - bevor also am kommenden Freitag der ganz große Fußball der Weltmeisterschaft zu sehen ist.

© SZ vom 03.06.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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