Bundesliga-Coup:Premiere-Aktie schießt um 20 Prozent in die Höhe

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Die unerwartete Rückkehr von Premiere in den Kreis jener TV-Stationen, die die Fußball-Bundesliga in der kommenden Saison live übertragen dürfen, hat der Aktie des Bezahlsenders mächtig Schub verliehen.

Um 12.00 Uhr notierte das Papier des Münchner Unternehmens mit einem Plus von 22 Prozent bei 10,08 Euro. Zuvor war der Kurs zeitweilig bis auf 10,78 Euro angestiegen.

Sitzt nun bei der Bundesliga doch in der ersten Reihe: Premiere-Chef Georg Kofler. (Foto: Foto: dpa)

Grund für die Euphorie rund um die Aktie war die überraschende Einigung zwischen Premiere und dem bisherigen Konkurrenten und Rechte-Inhaber Arena, die Bundesligaspiele der kommenden Saison im Bezahlfernsehen (Pay-TV) gemeinsam zu verbreiten. Premiere hatte im Dezember die Liverechte für die neue Bundesliga-Saison an Arena verloren, was die Aktie daraufhin abgestürzen ließ.

Baustelle beseitigt

Arena sah sich zuletzt allerdings dem erheblichen Druck der Deutschen Fußball Liga (DFL) ausgesetzt. Denn vor der Einigung mit Premiere hatte der neue DFL-Partner keine flächendeckende Berichterstattung in Deutschland gewährleisten können. Einen Monat vor Beginn der Bundesliga gelang es nun der DFL, die Baustelle Pay TV-Rechte zu beseitigen und bei den verunsicherten Fußball-Fans für mehr Klarheit zu sorgen.

"Im Sinne der Fans ist dies eine hervorragende Lösung", sagte Liga-Präsident Werner Hackmann.

Vor allem die rund 9,6 Millionen Kabel-Haushalte, die Arena bislang nicht nutzen konnten, profitieren von der Einigung. Sie können nun technisch das Angebot des neuen Bundesliga-Senders empfangen. Bisher war das nur in Nordrhein-Westfalen, Hessen und in Baden-Württemberg möglich.

Bundesliga-Versorgung garantiert

Jetzt ist aber laut DFL eine "flächendeckende und kostengünstige" Bundesliga-Versorgung in Deutschland über Kabel oder Satellit garantiert.

"Wir haben immer darauf gedrängt, dass die Spiele der Bundesliga und der 2. Liga überall in Deutschland live zu sehen sind. Das ist nun sichergestellt", lobte Hackmann ausdrücklich die Vertriebskooperation der beiden Pay TV-Anbieter.

Premiere wird die Bundesligaspiele im Netz von Kabel Deutschland (KDG) vermarkten und das Bundesliga-Programm von Arena unverändert ausstrahlen. Einzel- Abos kosten - wie bei direkter Buchung über Arena in anderen Regionen - zunächst 14,90 Euro. Bisherige Premiere-Kunden können ihren Decoder weiter benutzen.

Vor dieser Einigung hatte Arena monatelang mit dem größten Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) über eine Kooperation verhandelt. Es wurde aber keine Einigung erzielt.

Die unbefriedigende Situation beunruhigte die DFL, die Arena mit mehreren Fristen unter Druck setzte und eine Lösung forderte. "Wir halten unser Versprechen, den Sender arena und die Fußball-Bundesliga allen Fans über Kabel und Satellit zur Verfügung zu stellen", sagte Arena-Geschäftsführer Dejan Jocic in München.

Löwenanteil für Arena

Der Fußball-Dachverband hatte im Dezember 2005 Fernsehverträge mit einem Gesamtvolumen von 420 Millionen Euro pro Spielzeit abgeschlossen. Davon zahlt der neue Pay TV-Partner Arena mit 220 Millionen Euro den größten Anteil.

Premiere hatte den Zuschlag nicht erhalten, weil Geschäftsführer Georg Kofler bis zum Schluss eine Verlegung der ARD-Sportschau gefordert hatte. Auch danach blieb Premiere aber Partner der DFL, wie etwa beim Ligapokal.

Nun sitzen Premiere und Arena im Pay TV-Bereich, der zukünftige Ligasponsor Deutsche Telekom für die Internet-Rechte sowie ARD, ZDF und DSF im frei empfangbaren Fernsehen (Free TV) gemeinsam im Bundesliga-Boot.

Positives Fazit

Eine Situation, die DFL-Geschäftsführer Christian Seifert erfreut. "Die DFL kann mit Rückblick auf den Prozess der Rechtevergabe ein sehr positives Fazit ziehen", sagte Seifert. "Und der erzielte Rekorderlös nutzt den Clubs mit Blick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit."

Trotz des spektakulären Coups bleibt die Sorge über eine zu geringe Abonnentenzahl bei Arena. Der Bezahlsender überlegt deshalb, als "Werbemaßnahme" Bundesligaspiele parallel im Free TV bei Sendern wie Sat.1 zu zeigen. "Wir denken darüber nach", sagte eine Arena- Sprecherin. Dafür ist allerdings die Zustimmung der ARD notwendig.

Das Erste hat bereits eine mögliche Zustimmung für die Samstags- Begegnungen am ersten Spieltag 12. August signalisiert.

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