Bund:Geschäftsführer der Finanzagentur scheidet aus

An der Spitze der Finanzagentur, die für den Bund als Kredit- und Schuldenmanager agiert, hat es nach Differenzen überraschend einen Personalwechsel gegeben.

Eberhard Tschentke ist in der vergangenen Woche als einer von zwei Geschäftsführern der Agentur vorzeitig aus seinem Amt ausgeschieden.

Das Bundesfinanzministerium begründete den Ausstieg Tschentkes am Donnerstag auf Anfrage mit "unterschiedlichen Auffassungen" in Fragen der Verwaltung und Geschäftsführung. Nähere Angaben wurden nicht gemacht.

Verwunderung bei der Opposition

Die Union nannte die "vorzeitige Vertragsauflösung" zum 23. Februar einen ungewöhnlichen Schritt und forderte "rückhaltlose Aufklärung".

Die Haushaltsexperten der CDU/CSU-Fraktion, Dietrich Austermann und Steffen Kampeter, sagten, die Unabhängigkeit der an den Kapitalmärkten stark beobachteten Finanzagentur müsse gewahrt bleiben. Ein Vertrauensverlust würde zu höheren Refinanzierungskosten für den Staat führen.

Ein Sprecher des Finanzministeriums warf den Unionspolitikern vor, mit einem "durchschaubaren Versuch etwas zu skandalisieren, was nicht zu skandalisieren ist". Es handele sich um einen normalen Vorgang, die Arbeit der Agentur sei selbstverständlich nicht betroffen.

Tschentke war erst zum 1. Januar 2003 zum neuen Geschäftsführer der Agentur bestellt worden. Die im September 2000 gegründete "Bundesrepublik Deutschland - Finanzagentur GmbH" mit derzeit knapp 90 Beschäftigten in Frankfurt/Main ist für das Management der Schulden und des Sondervermögens des Bundes (Ende 2004: 860 Milliarden Euro) zuständig sowie für die Sicherung der Liquidität.

An den Kapitalmärkten sind die unverzinslichen Schatzanweisungen des Bundes, Bundesschatzanweisungen, Bundesobligationen, Bundesanleihen sowie Finanzierungsschätze und Bundesschatzbriefe als sichere Anlagen begehrt.

Neben mittel- und langfristigen Kapitalmarktgeschäften müssen aber auch tägliche Ausgaben finanziert werden. Über diese Geldmarktgeschäfte werden Lücken bei Zahlungsein- und -ausgängen gestopft.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: