Bürovermieter:We Work verschiebt Börsengang

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Im Januar 2018 war die Welt noch in Ordnung für Wework-Mitgründer und -chef Adam Neumann. Doch der Börsengang, den er (Bildmitte, schwarzes T-Shirt) hier mit Mitarbeitern feiert, wurde abgesagt - und er selbst abgesägt. (Foto: Mark Lennihan/AP)

Die potenziellen Aktionäre des Bürovermieters reagieren kühl.

Der US-Bürovermieter We Work braucht mehr Zeit für den Börsengang. Für diese Woche vorgesehene Treffen mit potenziellen Investoren wurden abgesagt. Das Unternehmen sei aber zuversichtlich, dennoch in diesem Jahr an die Börse gehen zu können, gab der We-Work-Eigentümer We Company bekannt. We Work steht unter Druck, seine Börsenpläne trotz der Skepsis von Anlegern voranzutreiben, um die Finanzierung seines Geschäfts sicherzustellen.

Wegen fehlender Gewinne und Kritik an der Unternehmensführung tat sich der Konzern schwer, Investoren für seine Aktienemission zu gewinnen. Vergangene Woche wurde berichtet, dass We Work den Börsengang vermutlich nur durch einen drastischen Abschlag bei seiner Bewertung retten könne. Bei der jüngsten Finanzierungsrunde im Januar wurde das Unternehmen noch mit 47 Milliarden Dollar bewertet. Zuletzt war noch von zehn bis zwölf Milliarden Dollar die Rede gewesen. Das sind weniger als die 12,8 Milliarden Dollar an Eigenkapital, die We Work laut dem Datenanbieter Crunchbase seit seiner Gründung vor neun Jahren bei Investoren eingesammelt hat.

Die Probleme von We Work sind ein Rückschlag für den japanischen Investor Softbank. Der größte We-Work-Investor versucht derzeit 108 Milliarden Dollar für seinen zweiten großen Technologiefonds "Vision Fund 2" einzusammeln. Er hatte Insidern zufolge wegen des drastischen Abschlags bei der We-Work-Bewertung auf eine Verschiebung des Börsengangs gedrängt. Dennoch erwogen die Japaner Insidern zufolge, die Emission durch den Kauf von Aktien von bis zu eine Milliarde Dollar zu unterstützen. Doch selbst dann hätte der Bürovermieter nur etwas mehr als zwei Milliarden Dollar beim Börsengang einsammeln können. We Work hatte sich Erlöse von mindestens drei Milliarden Dollar erhofft.

Dieses Ziel hängt einem Insider zufolge, den Reuters zitiert, mit einer sechs Milliarden Dollar schweren Kreditlinie zusammen, die sich We Work vergangenen Monat gesichert hat. Die Banken hätten dabei die Bedingung gestellt, dass der Bürovermieter noch dieses Jahr an die Börse geht und dabei mindestens drei Milliarden Dollar einsammele. Scheitern die Pläne, muss sich das Management nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten umschauen. Denn Gewinne sind auf absehbare Zeit nicht in Sicht. Allein im ersten Halbjahr stand ein Verlust von 690 Millionen Dollar in der Bilanz.

Daneben störten sich Investoren an der Rolle von Firmengründer Adam Neumann. Nach heftiger Kritik kündigte We Work an, den Einfluss des 40-Jährigen einzuschränken. Neumanns Aktien werden mit weniger Stimmrechten ausgestattet, seine Familie soll nicht im Verwaltungsrat vertreten sein.

© SZ vom 18.09.2019 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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