Buchhändler:Das schlägt zu Buche

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(Foto: imago/Jakob Hoff)

Die Branche kritisiert die von der Post zum 1. Juli geplante Preiserhöhung. Die Maßnahme trifft vor allem Geschäfte, die Bestellungen an Kunden schicken - Amazon aber nicht.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Die Post belastet mit einer Portoerhöhung Buchhändler in Deutschland. Wie der Konzern zum Wochenende angekündigt hat, sollen Bücher- und Warensendungen zum 1. Juli dieses Jahres deutlich teurer werden. So wird eine "Büchersendung Groß", die bis zu 500 Gramm Lesestoff über das Briefnetz transportiert, künftig mit 1,20 Euro zu Buche schlagen - ein Fünftel mehr als bislang. Auch das Porto der "Büchersendung Maxi" soll steigen.

Die Erhöhung trifft vor allem Buchgeschäfte, die Bestellungen an Kunden schicken. "Eine Preissteigerung von 20 Prozent auf die normale Büchersendung ist immens", kritisiert Kyra Dreher, Geschäftsführerin der Fachausschüsse im Börsenverein des Deutschen Buchhandels, im Branchenportal des Vereins. Die Bücherstuben litten ohnehin darunter, dass viele Käufer ins Internet abwanderten. Gut 80 Prozent der Händler und Verlage stellten daher keine Versandkosten in Rechnung, wenn sie Bücher verschicken; das zeigen Befragungen des Börsenvereins. "So ist die drastische Erhöhung des Portos einmal mehr von den Buchhandlungen und Verlagen zu schultern", kritisiert Dreher.

Mengenrabatte gewährt die Post erst Auftraggebern, die mindestens 15 000 Sendungen pro Jahr verschicken. So gelten beispielsweise für das Onlinekaufhaus Amazon ganz eigene Preise. Amazon hatte mit seiner Strategie, keine Versandkosten für Bücher zu berechnen, den Wettbewerb in der Branche stark angeheizt. Die Deutsche Post will die Rabatte für Bücher- und Warensendungen nun anpassen, kann sehr große Versender mithin verschonen.

Der Konzern begründet die Erhöhung mit gestiegenen Kosten, beispielsweise für Löhne und Transport. Das Porto für Bücher- und Warensendungen sei zuletzt im Jahr 2013 gestiegen, argumentiert die Post. Im Vergleich mit Wettbewerbern bewege man sich "auf Durchschnittsniveau". Zudem sei das Volumen der einzelnen Sendungen in den vergangenen Jahren gestiegen. Daher soll sich zum 1. Juli auch die "Warensendung Groß" um 30 Cent verteuern, die "Warensendung Kompakt" um 40 Cent. Viele Unternehmen verschicken kleine Werbeprodukte per Warensendung.

Die Bundesnetzagentur muss der geplanten Erhöhung nicht zustimmen, da Bücher- und Warensendungen zum nicht-lizenzierten Bereich des Marktes zählen. Das ist anders als beim Standardbrief, dessen Porto frühestens Anfang 2019 über 70 Cent steigen darf. Die Post kann höhere Einnahmen derzeit gut gebrauchen, da der Gewinn ihrer Stammsparte mit Briefen und Paketen Anfang dieses Jahres um knapp zehn Prozent eingebrochen ist. Konzernchef Frank Appel kündigte daher an, dass er Portoerhöhungen erwäge, und übernahm Anfang April selbst die Leitung der Brief- und Paketsparte.

© SZ vom 22.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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