Bruch mit alter Tradition:Dijon-Senf wird heimatlos

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Schock für Senffreunde weltweit: Der weltberühmte Dijon-Senf verliert seine Heimat. Künftig kommt er aus einem Vorort der Burgunderstadt.

Das Traditionsunternehmen Amora Maille stellt den weltbekannten Dijon-Senf bereits seit 1720 her. In der langen und abwechslungsreichen Firmenchronik zählten Baron Philippe de Rothschild und der französische Nahrungsmittelriese Danone zu den Eignern des Essig- und Spirituosenherstellers.

Gilt bei vielen Senffreunden als unübertroffen: der Dijon-Senf aus dem Hause Amora Maille. Teure Senfkörner erschweren nun seine Produktion. (Foto: Foto: AFP)

Seit dem Jahr 2000 gehört Amora Maille zum Firmenimperium des niederländisch-britischen Weltkonzerns Unilever, und der ließ nun mitteilen, dass die historische Senf-Fabrik bis zum 31. Dezember 2009 geschlossen werden solle.

Seit dem Beginn der Senfproduktion hatte sich der Dijon-Senf weltweit unter Feinschmeckern einen Namen gemacht; die nun zur Schließung vorgesehene Produktionsstätte besteht seit 1900.

In Dijon und einem weiteren Werk in Appoigny fallen durch die Werksschließung 265 Arbeitsplätze weg, wie die Unilever-Tochter mitteilte. Künftig solle der Senf im nahe gelegenen Chevigny hergestellt werden.

Gewerkschafter fürchten allerdings, dass Amora Maille die gesamte Produktion ins Ausland verlagert. "Dijon-Senf" kann auch dort hergestellt werden, weil der Begriff die Herstellungsart und keinen Fabrikationsort beschreibt.

Die Produktion in der historischen Senffabrik von Dijon sei in den vergangenen sechs Jahren um knapp 42 Prozent zurückgegangen, erklärte Amora Maille. Das Werk in Appoigny sei nicht einmal zu einem Viertel ausgelastet.

Preisexplosion bei Senfkörnern

Das Traditionsunternehmen leidet unter stark gestiegenen Kosten, weil sich Senfkörner allein im vergangenen Jahr um 144 Prozent verteuert haben. Die Senffirma will ihre Aktivitäten nun nach eigenen Angaben in ihrer Fabrik in Chevigny nahe Dijon bündeln.

Dort sollen weiterhin Senf, Mayonnaise, Essig und Gewürzgurken hergestellt werden. Amora Maille werde zehn Millionen Euro investieren, um aus dem Werk einen Vorzeigestandort für ganz Europa zu machen, teilte das Unternehmen mit. Derzeit arbeiten 192 Menschen in der Fabrik.

Vertreter der Belegschaft nannten die Ankündigung "eine Bombe". Sie fürchten, dass Amora Maille die Senfherstellung über kurz oder lang nach Polen, Tschechien und in die Türkei verlegen werde - "wie es bei Gewürzen, Ketchup und Salatsoßen schon der Fall ist".

Der Dijon-Senf hatte sich seit Beginn der Senfherstellung in der Mitte des 18. Jahrhunderts unter Feinschmeckern einen Namen gemacht; seit 1937 ist die Bezeichnung gesetzlich geschützt.

Nicht nur im Burgund, auch in der französischen Hauptstadt Paris hat Maille einen eigenen Laden - dort werden neben dem Klassiker auch je nach Jahreszeit wechselnde Senfspezialitäten mit Geschmacksrichtungen wie "Parmesan Basilikum", "Dill Limette" und "Mango Thaigewürz" bis hin zu "Gewürzbrot Kastanienhonig" verkauft.

© sueddeutsche.de/AFP/pak/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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