Brooks Brothers:Zu schick für zu Hause

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Brooks Brothers trägt man im Büro – viele arbeiten aber gerade daheim. (Foto: Shuhei Yokoyama/AP)

Brooks Brothers kleidet seit 200 Jahren Präsidenten, Banker und Stars ein. Nun ist die Marke insolvent.

Von Katharina Müller, München

Um Brooks Brother ranken sich viele Geschichten. Das im Jahr 1818 gegründete Modeunternehmen ist der älteste noch bestehende Herrenausstatter in den USA. Fast alle US-Präsidenten haben bei ihrer Amtseinführung die Marke getragen, Katherine Hepburn und Marlene Dietrich kleideten sich in deren Herrenabteilung ein und der Schriftsteller Scott F. Fitzgerald setze sich nur im Brooks-Brothers-Anzug an den Schreibtisch. Stilprägend für ganze Generationen junger erfolgreicher Amerikaner steht die Marke bis heute für elegante, aber auch konservative Mode: Wer etwas von Brooks Brother trägt, gehört zu einer Art Club. Das jedenfalls ist die bescheidende Meinung des italienischen Milliardärs Claudio del Vecchio, dem das Label seit 2001 gehört.

Doch nun hat die Marke ein weniger schönes Kapitel in seiner Firmenhistorie aufgeschlagen: Die Corona-Krise bringt den mehr als 200 Jahre alten Herrenausstatter in Existenznot. Die Kette meldete am Mittwoch Konkurs an. Beim Insolvenzgericht für den Bezirk Delaware beantragte das in New York ansässige Unternehmen Gläubigerschutz nach Kapitel 11. Die Coronakrise habe das Geschäft enorm belastet, erklärte eine Sprecherin den Schritt. Wegen der Geschäftsschließungen in der Krise sind die Umsätze bei vielen US-Einzelhändlern im Keller. So waren bereits das Edelkaufhaus Neiman Marcus, die Warenhauskette J.C. Penney oder J. Crew in die Insolvenz gerutscht.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Probleme von Brooks Brothers bereits lange vor der Pandemie begonnen haben. New Work, agiles Arbeiten, Home-Office: Die Büroarbeit wandelt sich radikal - und mit ihr die Dresscodes. Sie sind nicht mehr so strikt wie früher, immer weniger Männer tragen Anzug und Krawatte. Klassische Business-Kleidung, für die Brooks Brothers vor allem berühmt ist, lässt sich nicht mehr so leicht an den Mann bringen. Der Markt schrumpft also, während es gleichzeitig eine große Zahl von Konkurrenten gibt. Dazu zählt beispielsweise der niederländische Einzelhändler Suitsupply, der vor etwa einem Jahrzehnt auch auf den US-Markt gekommen ist und Brooks Brothers unter Druck setzt. Herausforderungen also, welche die aktuelle Ära von Fernarbeit, Bewerbungsgesprächen via Zoom und verschobenen Hochzeiten nur weiter verschärft hat.

Im vergangenen Jahr strebte das Management daher gemeinsam mit Beratern eine Neuaufstellung des Unternehmens an und war auf der Suche nach einem neuen Besitzer. Der Antrag auf Gläubigerschutz soll diesen Prozess nun erleichtern und neue Finanzmittel eröffnen. Es gehe nicht darum, den Geschäftsbetrieb einzustellen oder das Unternehmen zu liquidieren, betonte das Unternehmen.

Wie US-Medien berichten, gibt es mehrere Interessenten, die die Marke in die Zukunft führen wollen. Dazu zählt etwa das Markenunternehmen Authentic Brands. Viele der potenziellen Käufer wollen Brooks Brothers jedoch mit weniger Filialen übernehmen. Das Unternehmen hat bereits beschlossen, 51 seiner rund 250 nordamerikanischen Geschäfte zu schließen. Die Marke ist auf Schrumpfkur. Trotzdem dürfte Brooks Brothers nicht komplett verschwinden und auch künftig weiter die Reichen und Mächtigen des Landes ausstatten. Und vielleicht zählt dazu dann auch bald der 46. Präsident der Vereinigten Staaten.

© SZ vom 10.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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