Briefzustellung:Wenn der Postbote nicht mehr täglich kommt

Wenn der Bote nicht mehr täglich kommt: Die Post experimentiert mit den Zustellungszeiten. (Foto: Roland Weihrauch/picture alliance/dpa)

Die Post experimentiert mit neuen Zeiten für die Zustellung - einmal die Woche etwa. Dabei ist sie gesetzlich dazu verpflichtet, täglich auszuliefern.

Die Deutsche Post muss eigentlich an jedem Werktag Briefsendungen an ihre Kunden zustellen. Sie ist gesetzlich dazu verpflichtet. Das Unternehmen bestätigt nun aber einen Bericht des Bonner General-Anzeigers, wonach sie ein Pilotprojekt gestartet hat: Einige ausgewählte Kunden können wählen, ob sie ihre Briefsendungen nur noch an einem oder an drei Wochentagen bekommen möchten - oder weiter montags bis samstags, aber an ihren Arbeitsplatz statt nach Hause.

Die Begründung der Post: Die Menschen verschickten immer mehr E-Mails, Whatsapp- und Facebook-Nachrichten, aber immer weniger Briefe. Es gehe darum, neue Optionen zu prüfen und Kundenbedürfnisse zu erforschen. Das Projekt sei ergebnisoffen und laufe noch bis Ende September, sagte ein Unternehmenssprecher der dpa. Die Bundesnetzagentur als oberste Aufsichtsbehörde wisse über den Test Bescheid.

Vor einigen Tagen habe die Post ausgewählte Zusteller im gesamten Bundesgebiet informiert. Sie sollen Kunden für das Projekt werben. Der General-Anzeiger zitiert aus den Unterlagen an die Austräger, die Post strebe eine "Modernisierung der Universaldienstvorgaben" an, die die Post zur werktäglichen Auslieferung verpflichten. Die seien seit Ende der Neunzigerjahre nicht mehr verändert worden.

Die Gewerkschaft Verdi zeigt sich verärgert über das Vorhaben. Sie befürchtet den Abbau von Arbeitsplätzen, sollte sich die Post aus der werktäglichen Zustellung Stück für Stück zurückziehen. "Wir sind empört", zitierte die Zeitung die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis. Die Post betrachte den Empfänger als Kunden, der den Zustellrhythmus wählen könne. "Als Absender würde ich mir dann gut überlegen, ob ich das Briefnetz noch nutze, weil ich ja gar nicht weiß, wann mein Schreiben ankommt", sagte Kocsis.

© SZ vom 04.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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