Breitbandausbau:Mehr Glasfaser bis in die Häuser

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Die Telekom öffnet sich für Kooperationen mit regionalen Anbietern.

Von Benedikt Müller, Niederkassel

Für den Bundesverband Glasfaser (Buglas) ist der Trend eindeutig: Da die Menschen immer mehr Filme streamen, da immer mehr Firmen ihre Fabriken vernetzen und ihre Daten ins Internet verlagern, wird das alte Festnetz der früheren Bundespost schon bald nicht mehr ausreichen, um die ganzen Bits und Bytes von Haus zu Haus zu befördern. Daher verlegen Buglas-Unternehmen wie M-Net aus München, Netcologne aus Köln oder Wilhelm-Tel aus Norddeutschland schon fleißig Glasfaser-Leitungen bis in die Häuser.

Am Ende dieses Jahres werden drei von 40 Millionen Haushalten richtig schnelles Internet haben

Am Ende dieses Jahres werden gut drei Millionen Haushalte in Deutschland direkt an ein Glasfasernetz angeschlossen sein, prognostiziert der Verband. Etwa 70 Prozent dieser Anschlüsse haben die regionalen Anbieter eingerichtet, die im Buglas organisiert sind. In den kommenden zwei Jahren wollen die Unternehmen nun eine weitere Million Haushalte direkt mit dem schnellen Internet verbinden. Doch angesichts von etwa 40 Millionen Haushalten bundesweit ist damit noch niemand so richtig zufrieden. Glasfaser-Anschlüsse bis in den Keller (FTTC) oder bis in die Wohnung (FTTH) ermöglichen ein vielfach schnelleres Internet als die DSL-Technik, die auf den alten Kupferkabeln basiert. Mit einer Bandbreite von einem Gigabit pro Sekunde ist die Glasfaser auch schneller als Kabelanschlüsse für Festnetztelefon und Internet. "In der Zukunft werden die Menschen einen Gigabit pro Sekunde fordern", sagt Theo Weirich, Geschäftsführer von Wilhelm-Tel, bei der Jahrestagung des Buglas in Niederkassel bei Bonn. Denn der Datenverbrauch der privaten Haushalte verdoppele sich derzeit etwa alle zwei Jahre. Und viele Firmen nennen schnelles Internet als wichtigsten Standortvorteil.

"Der Ausbau sollte zwar im besten Fall eigenwirtschaftlich erfolgen", sagt Dorit Bode, Geschäftsführerin von M-Net, einer Tochter der Stadtwerke München. Gerade in ländlichen Gebieten rechne es sich für die Unternehmen aber bislang nicht, Glasfaser-Leitungen bis in die Häuser zu verlegen. Hinzu kommt, dass laut Buglas nur 30 Prozent der Kunden einen entsprechenden Glasfasertarif buchen, nachdem ihr Haus an das schnelle Internet angebunden wurde. Bei der Deutschen Telekom entscheidet sich gar nur gut ein Zehntel der Kundschaft für die teureren, weil schnelleren Tarife. Der Buglas spricht sich daher für eine Förderung aus, die der Staat allerdings auf echte Glasfaser-Anschlüsse beschränken sollte.

Bislang verfolgt vor allem die Telekom eine andere Strategie. Der Marktführer legt, auch mit staatlicher Förderung, die meisten Glasfaser-Leitungen bislang nur zu den grauen Verteilerkästen in den Straßen. Die letzten Meter bis in die Wohnung legen die Daten weiterhin über Kupferkabel zurück. Diese Vectoring-Technik ermögliche zunächst möglichst vielen Menschen eine mittelschnelle Technik, mit der bislang die meisten auch zufrieden seien, sagt Timotheus Höttges. Dass der Telekom-Chef bei der Tagung des Buglas überhaupt als Redner auftritt, zeigt allerdings, dass sich der Konzern für Kooperationen mit den City-Carriern öffnet - obwohl die städtischen Anbieter der Telekom viele geschwindigkeitsbewusste Kunden abgejagt haben. "Ich möchte mich mit Ihnen solidarisieren", sagt Höttges. "Wir würden gerne mit Ihnen kooperieren." So könnte die Telekom künftig die Glasfaser-Infrastruktur der regionalen Anbieter mitnutzen - und in diesen Gebieten im Gegenzug auf ein weiteres Aufrüsten ihrer Kupferkabel verzichten. Zuletzt hatte sich auch die Monopolkommission der Bundesregierung für solche Kooperationen ausgesprochen.

Als früherer Monopolist unterliegt die Telekom allerdings einer Regulierung: Sie muss Konkurrenten wie 1 & 1 oder Vodafone den Zugang zu ihrem Netz ermöglichen - zu Mieten, welche die Bundesnetzagentur festlegt. Diese Regulierung könnte nach jetzigem Stand auch Kooperationen der Telekom treffen. "Das halte ich für nicht mehr angemessen", sagt Höttges. "Das hat Auswirkungen auf die Investitionstätigkeiten der Unternehmen." Die Netzagentur will im nächsten Jahr entscheiden, wie sie Glasfasernetze bis in die Hausanschlüsse künftig regulieren will.

Auch der Buglas fordert eine veränderte Regulierung neuer Glasfasernetze. Sie wollen ihre Leitungen zwar Mitbewerbern zur Verfügung stellen. Statt vorab festgelegter Preise sprechen sich die regionalen Anbieter aber für eine nachträgliche Missbrauchskontrolle aus.

Sowohl der Buglas als auch die Telekom warnen allerdings vor zu hohen staatlichen Förderungen auf einen Schlag. Ein schnellerer Breitbandausbau scheitere auch daran, dass Tiefbau-Unternehmen derzeit stark ausgelastet seien. Die Tiefbau-Preise seien zuletzt um 16 Prozent gestiegen, beobachtet Wilhelm-Tel. Eine Milliardenförderung könnte den Preisanstieg nur noch beschleunigen, fürchten Buglas und Telekom unisono.

© SZ vom 07.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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