Boss:Aktie stürzt ab

Die Geschäfte in China laufen schlecht. Der Gewinn des Textilkonzerns wird wohl schrumpfen, die Anleger reagierten auf die Nachricht unerbittlich.

Von Max Hägler, Stuttgart

Es war das große Wachstumsvorhaben für die Schneiderfirma Hugo Boss: Gerade in China hofften die Schwaben auf eine weitere Expansion. Dort würden die Anzüge der recht traditionsreichen deutschen Marke immer häufiger gekauft und auch zu weit höheren Preisen als in der Heimat, erklärte der Vorstandsvorsitzende Claus-Dietrich Lahrs vor nicht allzu langer Zeit im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Nun allerdings scheint klar: Der Plan von der großen Expansion in China scheint nicht aufzugehen. Am Dienstagabend kündigte das Unternehmen mit Sitz im schwäbischen Metzingen einen Gewinnrückgang an. Im bisherigen Jahresverlauf habe sich das Einzelhandelsgeschäft in China, aber auch in den USA schwächer entwickelt als erwartet. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis werde deshalb in diesem Jahr um eine niedrige zweistellige Prozentzahl schrumpfen.

In der Konsequenz verabschiedet sich die Premiummarke von ihrer Hochpreisstrategie in Asien. Die "Preisarchitektur" vor allem in China werde "umfassender als bislang" den Niveaus in Europa und Amerika angeglichen, heißt es jedenfalls vom Unternehmen.

Die Aktionäre waren trotz der Gegenstrategie verunsichert. Die Titel stürzten um beinahe 20 Prozent auf 56 Euro ab. Das ist der niedrigste Stand seit Januar 2012 - und ein neuerlicher Rückschlag für den Konzern, eines der wichtigsten deutschen Textilunternehmen. Bereits im Herbst hatte Boss seine Ziele gekippt und hohe Kursverluste hinnehmen müssen. Damit wird auch der Traum vom Dax erst einmal unwahrscheinlicher: Es ist ja noch nicht lange her, da wurde Boss noch als heißer Kandidat für den Aufstieg in den Dax gehandelt, die oberste Börsenliga in Deutschland.

© SZ vom 24.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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