Borussia Dortmund:Aktionäre müssen weiter auf Dividende warten

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Drei Jahre nach dem Börsengang ist für die Aktionäre von Borussia Dortmund keine Dividende in Sicht. Die Verpasste Qualifikation zur Champions League kostet den Club Millionen.

Von Stefan Weber

(SZ vom 18./19.10.03) — Die Vermarktung der Spiele in der Champions League bescherte der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA in der vergangenen Saison einen Erlös von 33,7 Millionen Euro. Das war knapp ein Viertel des Konzernumsatzes von 129 Millionen Euro (plus 14 Prozent) im Geschäftsjahr 2002/03.

Weil der Verein in dieser Spielzeit in der Königsklasse des europäischen Klubfußballs nicht vertreten ist, bemüht sich das Management, die damit verbundenen Einnahmeausfälle zu kompensieren. Nach langem Gezerre wurde mit den Spielern, deren Gehälter der größte Posten in der Kostenrechnung sind, eine Umwandlung von festen Gehaltskomponenten in Erfolgsprämien vereinbart.

20 Prozent mehr von Premiere gefordert

Einen ähnlich harten Kurs wie in den Verhandlungen mit dem spielenden Personal will Gerd Niebaum, der Vorsitzende des Vorstands, auch in den Gesprächen mit dem Fernsehsender Premiere steuern.

Der Pay-TV-Kanal hat 150 Millionen Euro für die Vermarktung der Bundesligaspiele geboten. "Das ist eindeutig zu wenig. Ein Zuschlag von 20 Prozent wäre angemessen", sagte Niebaum.

Sollte Premiere nicht zu einem Nachschlag bereit sein, droht der Borussen-Chef mit der roten Karte: "Technisch bereitet es keine Schwierigkeiten, mit einem anderen Partner zusammenzuarbeiten." Auch bei der Finanzierung eines neuen Kanals sieht er keine Schwierigkeiten.

Es gebe mehrere Finanzinvestoren, die bereit seien, einen solchen Plan gemeinsam mit der Bundesliga umzusetzen.

Partnerschaft mit Nike

Zusätzliche Einnahmen erhoffen sich Niebaum und der geschäftsführende Vorstand Michael Meier auch aus dem Sponsoring. Und das, obwohl der Verein auf diesem Feld bereits 2002/03 knapp 45 (28) Millionen Euro erlöste.

Die kräftige Verbesserung war möglich, weil der Sportartikelanbieter Nike bereit war, in eine Zusammenarbeit mit dem Verein kräftig zu investieren. Dabei kam den Borussen zugute, dass das US-Unternehmen im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland händeringend nach einem starken Partner suchte, nachdem Verhandlungen mit dem Deutschen Fußballbund über eine Ausstattung der Nationalmannschaft gescheitert waren.

Vorteil Nike, Nachteil gooole.de

Der Schulterschluss mit Nike hat für Borussia Dortmund den Nachteil, dass der mit großen Erwartungen gestartete hauseigene Ausrüster gooole.de, dessen Trikots die Spieler bisher getragen hatten, an Zugkraft verliert.

Wichtigste strategische Entscheidung für das Fußball-Unternehmen im Geschäftsjahr 2002/03 war der Verkauf der Beteiligung am Westfalenstadion an eine der Commerzbank nahe stehende Fondsgesellschaft (Molsiris).

Stadion kann zurückerworben werden

Nach Ablauf von 15 Jahren hat der Verein die Möglichkeit, 94 Prozent der Anteile an dem Stadion zurückzuerwerben. Die Finanzierung soll aus den Erträgen eines aufgezinsten Depots erfolgen, das Borussia Dortmund mit 48,5 Millionen Euro eingerichtet hat.

Trotz des auf 3,3 Millionen Euro vervierfachten Konzerngewinns im vergangenen Jahr erhalten die Aktionäre keine Dividende. "Eine Ausschüttung ist erst möglich, wenn der Verlustvortrag in Höhe von zehn Millionen Euro abgetragen ist", sagte Meier.

Deutliche Beruhigung erwartet

Nachdem die Deutsche Bank am Donnerstag den Verkauf ihrer 14,4 Prozent starken Beteiligung an den Bonner Verleger Norman Rentrop bekannt gegeben hatte (SZ vom 17.10.), erwartet Niebaum eine "deutliche Beruhigung" der Kursentwicklung.

Die Deutsche Bank, unter deren Federführung Borussia Dortmund im Oktober 2000 an die Börse gegangen war, hatte ihre Beteiligung von mehr als 30 Prozent in kleinen Schritten reduziert.

Rentrop betrachtet den Erwerb als "langfristiges Investment". Ein Platz im Aufsichtsrat strebt er nach Auskunft von Niebaum nicht an. (Firmen des Tages)

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