Boni für Banker:Volle Taschen

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Die Royal Bank of Scotland musste vom Steuerzahler gerettet werden. Dennoch soll Bankchef Stephen Hester elf Millionen Euro im Jahr verdienen - und der Staat ist einverstanden.

Martin Hesse

In der Bankbranche ist eine neue Diskussion um Vergütungen und Boni ausgebrochen. Einer der Auslöser ist das Gehalt des neuen Chefs der Royal Bank of Scotland (RBS), Stephen Hester.

Wie viel Gehalt ist angemessen für den Chef einer Bank, die vom Steuerzahler gerettet werden musste? Im Bild die Zentrale der Royal Bank of Scotland. (Foto: Foto: AFP)

Britischen Medienberichten zufolge soll Hester insgesamt ein Vergütungspaket von 9,6 Millionen Pfund (11,3 Millionen Euro) erhalten. Nach Angaben der Financial Times hat der Staat, der über die Gesellschaft UK Financial Investment mit etwa 72 Prozent größter Aktionär ist, dem Paket gemeinsam mit 20 anderen Großaktionären zugestimmt.

Hester kam als Nachfolger von Fred Goodwin zur RBS, der die Bank mit einem aggressiven Expansionskurs fast in den Ruin geführt hatte. Hesters Grundgehalt soll bei etwa 1,2 Millionen Pfund liegen, der Rest wird teils als Bar-Bonus, teils in Aktien und Optionen ausgezahlt. Offenbar erhält Hester die mögliche Höchstsumme nur, wenn der Aktienkurs von RBS über 70 Pence steigt. Derzeit liegt er bei 38 Pence.

In den vergangenen Wochen hatten sich Berichte gemehrt, die auf einen Anstieg der Vergütungen und Boni in zahlreichen Banken hindeuten. So haben Morgan Stanley und die Schweizer UBS Fixgehälter deutlich erhöht. Damit sollen geringere Boni ausgeglichen werden.

Trend zu höheren Fixgehältern

Auch die Bank of America und die Citigroup denken über eine deutliche Erhöhung ihrer Grundgehälter nach. All diese Institute hatten auf Staatshilfen zurückgegriffen, um die Krise zu überleben. Die Hilfen waren zum Teil mit Auflagen für die Managervergütung verbunden gewesen. Mittlerweile hat Morgan Stanley das Geld aus aus dem amerikanischen Bankenrettungsfonds Tarp zurückgezahlt.

"Es gibt in den Banken einen Trend, über höhere Fixgehälter nachzudenken", bestätigt auch Martin von Hoeren, Vergütungsexperte bei der Managementberatung Kienbaum. Doch auch die erfolgsabhängigen Bonuszahlungen sind jedoch zuletzt wieder deutlich gestiegen.

Investmentbanken wie Goldman Sachs, die Deutsche Bank, Barclays und Credit Suisse haben im ersten Quartal wieder Milliardengewinne erzielt und konnten entsprechend hohe Summen für Boni zurückstellen. In britischen Medien wurde daher gar spekuliert, Goldman Sachs-Manager könnten daher in diesem Jahr auf ähnlich hohe Boni hoffen, wie im Rekordjahr 2007.

Damals hatte Bankchef Lloyd Blankfein rund 70 Millionen Dollar verdient. Allerdings liegen noch nicht einmal die Ergebnisse des zeiten Quartals vor, sodass die Höhe der Jahresboni nicht prognostizierbar ist. Eine Sprecherin der Bank dementierte zudem einen Medienbericht, wonach die Bank einigen Mitarbeitern Bonusgarantien über mehrere Jahre ausgesprochen habe.

Nur langsam verändern Banken dagegen die Grundstruktur ihrer Vergütungssysteme. "Einige Banken arbeiten an neuen Vergütungssystemen, aber bisher gibt es noch nicht viele Veränderungen", sagt von Hoeren.

© SZ vom 23.06.2009/as - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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