Börsenweisheiten:Lohnender zweiter Blick

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(Foto: N/A)

Teil 11: Vom Spatz in der Hand und der Bedeutung von Schaufeln im Goldrausch.

Von Katharina Prechtl

Gibt es in der Wirtschaft eine große Innovation, wie etwa das Internet, springen viele Firmen auf, sammeln Kapital bei Investoren ein und versuchen, mit dieser neuen Technologie auch Geld zu verdienen. Doch nicht immer haben sie damit längerfristig Erfolg. Anlegern, die auf neue Trends setzen und so ihr Geld vermehren wollen, riet André Kostolany: "Investiere bei einem Goldrausch nicht in die Goldgräber, sondern in Schaufeln."

Nur, was meinte der Börsenexperte damit? Man solle, so Kostolany, bei einem neuen Trend nicht in die Unternehmen investieren, die direkt im Zentrum des Booms stehen, also die Goldgräber - sondern in die zugrunde liegende Technologie, die sich breit anwenden lässt. Denn ein einzelner Goldrausch kann schnell vorbeigehen, die Schaufel als Werkzeug aber bleibt vielfältig einsetzbar. Zudem lässt ein Boom oft vielversprechende neue Goldgräber-Firmen entstehen, die aber nicht breit genug aufgestellt sind, um beim Abflauen des Trends noch Erfolg zu haben.

"Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach", kommentiert Götz Albert Kostolanys Weisheit. Albert leitet das Aktienteam bei Lupus alpha, einem Vermögensverwalter, der sich auf alternative Anlagestrategien und Nebenwerte auf dem Aktienmarkt konzentriert. Als Beispiel, wann man lieber Schaufeln kaufen sollte, als in Goldgräber zu investieren, nennt Albert die Biotech-Branche. "Bei den direkt in der Branche aktiven Unternehmen besteht immer die Gefahr, dass ihre Innovationen am Ende floppen." Wer aber in einen Testtechnologie-Lieferanten wie beispielsweise Qiagen investiert, dem könne egal sein, welche Forschungsfirma am Ende überlebt. "Keine Alternative sind Zulieferer in Branchen mit Monopolstrukturen", sagt Albert. Google war bei seinem Börsenstart 2004 ein Goldgräberwert, heute dominiert es als Teil des Mutterkonzerns Alphabet den Suchmaschinenmarkt. Wer früh dran ist und den richtigen Riecher hat, kann im Goldrausch gewinnen. Kontinuierliche, wenn auch kleinere Gewinne macht man aber mit den Schaufeln.

Einer, der Kostolanys spätere Weisheit schon zu Zeiten des echten Goldrauschs in Klondike umsetzte, war übrigens Donald Trumps Großvater Frederick. Er verdiente sein Vermögen indirekt mit dem Goldrausch, indem er in den Goldgräber-Regionen Zimmer vermietete.

© SZ vom 16.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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