Börsengehandelte Fonds:So funktionieren ETFs

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Wer einen auflegen will, wendet sich an einen Investor. Der kauft alle Aktien aus dem Index, tauscht sie in Fondsanteile und bietet sie Anlegern an. Ziemlich komplex.

Von Jan Willmroth

Mit ETFs vertrauen Anleger ihr Geld nicht mehr einem aktiven Management an, sondern setzen passiv auf einen Index wie den Dax oder den S&P 500 oder auf einen Korb aus Anleihen oder Rohstoffen. Der Markt für diese börsengehandelten Fonds wächst seit Jahren schnell. Weltweit gibt es inzwischen mehr als 4500 ETFs. Das in Europa verwaltete ETF-Vermögen stieg im vergangenen Jahr auf mehr als 450 Milliarden Euro, ergab eine Studie der Deutschen Bank. Die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs erwartet, der ETF-Markt könnte bis 2020 auf sechs Billionen US-Dollar an verwaltetem Vermögen steigen - damit wäre er fast doppelt so groß wie heute.

Damit ein ETF immer möglichst korrekt dem Kursverlauf eines Index folgt, ist ein komplexes Verfahren nötig. Bei traditionellen Fonds wird einmal täglich der Wert eines Fondsanteils bestimmt, der sich aus den Schlusskursen der enthaltenen Wertpapiere ergibt. So errechnen sich die Preise, zu denen der Fonds ge- oder verkauft wird. Auch bei ETFs spielt dieser Wert eine Rolle, um den Preis zu bestimmen. Nur passiert das nicht einmal am Tag, sondern ständig. Mitunter kommt es vor, dass sich der Preis des Fonds von seinem korrekten Wert entfernt. Händler zahlen manchmal also mehr oder weniger für Fondsanteile, als sie gemäß dem kosten sollten, was der jeweilige Fonds enthält.

Wenn eine Fondsgesellschaft einen neuen ETF, beispielsweise auf den Dow-Jones-Index, auflegen möchte, wendet sie sich zumeist an einen großen institutionellen Investor. Dieser muss schnell große Summen am Markt bewegen können. Er kauft nun für den ETF alle Aktien aus dem Dow Jones gemäß ihrer Gewichtung im Index und tauscht sie anschließend beim Fondsanbieter gegen Anteile am Fonds ein. Abhängig von der Menge der gelieferten Aktien erhält der Investor den exakten Gegenwert in Fondsanteilen. Die kann er dann an andere Anleger weiterreichen.

Das System funktioniert auch umgekehrt: Ein Partner kann ETF-Anteile am Markt kaufen und diese bei der Fondsgesellschaft wieder gegen ein entsprechendes Aktienpaket eintauschen. Von diesem sogenannten Schöpfungs- und Tilgungsprozess hängt ab, ob die Wertentwicklung des ETFs jener des Index entspricht. Wenn zum Beispiel viele Anleger auf einmal verkaufen wollen, kommt es vor, dass der Marktpreis eines ETF unter dessen Wert fällt. Ein Investor erkennt das, kauft ausstehende Anteile auf, tauscht sie gegen Aktien ein und sorgt so dafür, dass der ETF-Preis sich wieder seinem inneren Wert annähert.

© SZ vom 22.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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