Börsengänge:So gut wie abgehakt

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Nur noch wenige Firmen wagen sich 2004 an die Börse. Kein Wunder: Den Neulingen fällt es schwer, sich in einem negativen Marktumfeld zu behaupten und nicht selten sehen sie ihre Notierung unter den Ausgabepreis rutschen.

Von Silvia Liebrich

Eigentlich hätte es die Postbank richten sollen. Mit dem Börsengang der Tochter der Deutschen Post AG zu Ende Juni waren große Hoffnungen verknüpft.

Die größte Neuemission seit mehr als drei Jahren am deutschen Aktienmarkt sollte die Funktion eines Eisbrechers übernehmen und viele weitere Kandidaten in ihrem Kielwasser mit sich ziehen. Doch daraus ist nichts geworden, der ersehnte Durchbruch lässt weiter auf sich warten.

Der Emissionskalender für dieses Jahr scheint nahezu abgehakt und eine Zwischenbilanz für 2004 fällt aus deutscher Sicht äußerst mager aus: Während in den europäischen Nachbarländern das Geschäft mit Börsengängen nach zweijähriger Flaute wieder auf Touren gekommen ist, — es gab 150 Erstnotizen im ersten Halbjahr — kann die Frankfurter Börse erst vier Neuzugänge vorweisen.

Von nur sieben geplanten Erstnotizen wurden gleich drei abgesagt, weil die Preisvorstellungen von Emittenten und Investoren nicht in Einklang zu bringen waren. Den vier Börsenneulingen fällt es schwer, sich in dem negativen Aktienmarktumfeld zu behaupten. Es ist nicht überraschend, dass die Notierungen von drei Neuzugängen unter ihren Ausgabepreis gerutscht sind.

Das gilt für die Papiere der Postbank — sie büßten bis Mittwoch knapp zwei Prozent ein —, die Titel des Fahrradherstellers Mifa mit einem Minus von elf Prozent und die Aktien der Biotechfirma Epigenomics. Sie verbuchten mit einem Abschlag von 33Prozent den größten Verlust. Einzig der Geldautomatenhersteller Wincor Nixdorf stemmte sich erfolgreich gegen den Trend. Seine Papiere notieren 14 Prozent im Plus.

Hoffen auf Hapag-Lloyd

Als letzter größerer Posten bleibt auf dem Neuemissionskalender für 2004 noch die TUI-Tochter Hapag-Lloyd. Doch auch hier steht mittlerweile ein großes Fragezeichen hinter den Börsenplänen, nachdem seit einigen Wochen über den Einstieg eines großen, bislang unbekannten Investors spekuliert wird.

TUI-Vorstandschef Michael Frenzel hält sich alle Optionen offen und betonte erst kürzlich wieder, der Konzern sei wirtschaftlich nicht gezwungen, die Schifffahrtstochter an die Börse zu bringen. Inzwischen hat sich gezeigt, dass selbst vorsichtige Einschätzungen, wonach 10 bis 15 Aktiengesellschaften noch in diesem Jahr den Gang auf das Börsenparkett wagen könnten, aus heutiger Sicht viel zu hoch gegriffen waren.

Viele Marktteilnehmer scheinen mit dem Thema Neuemissionen in diesem Jahr bereits abgeschlossen zu haben und hoffen auf besseres Gelingen im nächsten Jahr. Als eines der wenigen Unternehmen wagte sich zuletzt der Bezahlsender Premiere aus der Deckung und kündigte an, er gehe "im Laufe des nächsten Jahres" an die Börse.

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