Börsenaufsicht SEC:Neuer Sheriff an der Wall Street

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Er hat sich mit der Mafia angelegt und als Terrorermittler gearbeitet. Jetzt jagt Spitzenanwalt Robert Khuzami bei der SEC die Madoffs von morgen.

Moritz Koch, New York

Er soll sie fangen, die Madoffs von morgen. Robert Khuzami, bisher Spitzenanwalt bei der Deutschen Bank, wird oberster Verbrecherjäger der amerikanischen Börsenaufsicht SEC. Das berichten übereinstimmend mehrere US-Medien.

Der Niedergang der Wall Street hat auch das Image der einst so mächtigen SEC ramponiert. (Foto: Foto: AFP)

Noch in dieser Woche kann Khuzami mit seiner Ernennung rechnen. Der Jurist hat Erfahrung als Strafverfolger. Bevor er 2004 bei der Deutschen Bank anheuerte, leitete er das Büro für Wertpapierbetrug der Bundesanwaltschaft in New York. Mehrfach forderte er die Mafia heraus. Auch als Terrorermittler machte sich Khuzami einen Namen.

Mitte der neunziger Jahre machte er dem "blinden Scheich" Omar Abdel-Rahman den Prozess, einem gebürtigen Ägypter, der Anschläge auf Tunnels im New Yorker Stadtgebiet und auf das Hauptgebäude der Vereinten Nationen geplant haben soll. Abdel-Rahman wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

Khuzami ist bekennender Republikaner. Im Wahlkampf 2004 hielt er auf dem republikanischen Parteitag eine flammende Rede, in der er die freiheitsbeschränkenden Antiterrorgesetze des damaligen Präsidenten George W. Bush verteidigte. Mut und Weisheit zeichneten den Anführer der westlichen Welt aus, schwärmte Khuzami damals.

Ramponiertes Image

Seine bevorstehende Ernennung gilt deshalb auch als Zeichen dafür, dass die neue Regierung um den demokratischen Präsidenten Barack Obama ihren Bekenntnissen zur Überparteilichkeit Taten folgen lassen will. Als neuer Sheriff der SEC kommt Khuzami eine heikle Aufgabe zu. Die Behörde steht massiv unter Druck, seit bekannt wurde, dass sie Hinweise auf den Schwindel des einstigen Starinvestors Bernard Madoff jahrelang ignoriert hatte. Madoff soll Anleger aus aller Welt mit einem Schneeballsystem um 50 Milliarden Dollar betrogen haben.

Auch das Ende der großen amerikanischen Investmentbanken im vergangenen Jahr hat das Image der einst mächtigen SEC ramponiert. Die Kontrolleure hatten nicht erkannt, wie groß die Not der Finanzinstitute an der Wall Street wegen der Finanzkrise tatsächlich war. Nun kämpft die Börsenaufsicht selbst um ihren Fortbestand. Im Weißen Haus und im Kongress werden Pläne für eine Generalreform der Finanzregulierung geschmiedet. Nur wenn die SEC glaubhaft machen kann, dass sie aus ihren Versäumnissen gelernt hat, wird sie als eigenständige Behörde eine Zukunft haben.

Die neue SEC-Chefin Mary Schapiro ist noch keine zwei Wochen im Amt, da räumt sie bereits auf. "Eine starke und neu belebte SEC wird wie nie zuvor auf der Hut sein, um Übeltäter zu fangen", kündigte sie vor ein paar Tagen in ihrer ersten programmatischen Rede an. Schapiro strebt einen raschen personellen Umbau der Behörde an. Mehrere Vertraute ihres Vorgängers Christopher Cox müssen gehen, darunter die bisherige Chef-Verbrecherjägerin Linda Thomsen. Ihr war von Politikern in Washington Lethargie vorgeworfen worden. Eine Eigenschaft, die dem eifrigen Khuzami fremd ist, wie es heißt.

© SZ vom 10.02.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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