Bochumer Opel-Werk:Frühschicht legt die Arbeit nieder

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Auch am Morgen standen in Bochum die Bänder still. Die Arbeiter setzten den Protest gegen den Stellenabbau fort. In Rüsselsheim sollen am Vormittag die Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Management beginnen.

In der Nacht hatten sich rund 300 Opel-Mitarbeiter vor den Werkstoren in Bochum versammelt. Am Morgen war dann die Frühschicht regulär zur Ablösung erschienen, nahm aber Arbeit nicht wieder auf.

Trotz aller Apelle setzte die Frühschicht den Protest vor dem Bochumer Opel-Werk fort. (Foto: Foto: Reuters)

Die Bochumer Opelaner fordern von der Konzernführung, die Zusicherung, kein betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen. Seitdem General Motors (GM) am Donnerstag radikale Einsparungen angekündigt hatte, steht die Produktion in dem Bochumer Werk still.

Noch am Sonntagabend hatte Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) die Beschäftigten in Bochum aufgefordert, die Arbeit wieder aufzunehmen. "Die Arbeitnehmer, die vor den Toren stehen, verbessern die Chancen, dass der Standort erhalten wird, nicht", sagte der aus Bochum stammende Politiker am Sonntag in der ARD-Sendung "Sabine Christiansen".

Betriebsrat: Verhandlungen haben oberste Priorität

"Oberste Priorität hat es jetzt, die Thematik auf den Verhandlungsweg zu bringen", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz am Sonntag der dpa. Die Gespräche sollen bereits am Montag in Rüsselsheim beginnen und nach Angaben der IG Metall am Donnerstag fortgesetzt werden.

Dem Handelsblatt sagte Betriebsratsvorsitzender Franz, schon vor dem Beginn der Verhandlungen zeichne sich eine Annäherung ab. Vorbild für eine Lösung auch bei Opel ist für Franz der in einem fast 30-stündigen Verhandlungsmarathon am Donnerstag geschlossene Beschäftigungspakt zwischen dem KarstadtQuelle-Vorstand und den Arbeitnehmern des Handelsriesen.

Allerdings befürchtet Franz, dass die seit Tagen anhaltende Blockade des Bochumer Opel-Werkes eine Verhandlungslösung erschweren könnte. Die Arbeitsniederlegungen in Bochum seien emotional zwar zu verstehen. "Wir brauchen jetzt aber eine intelligente Strategie auf der Arbeitnehmerseite, die Verhandeln und Kämpfen gleichzeitig einschließt."

Der stellvertretende GM-Europa-Chef Carl-Peter Forster brachte eine Auffanggesellschaft ins Gespräch. "Wenn es uns gelingt, die betreffenden Mitarbeiter in Beschäftigungsgesellschaften zu überführen, können wir betriebsbedingte Kündigungen vermeiden", sagte Forster der Welt am Sonntag. Damit wären die Arbeitsplätze zwei Jahre garantiert, allerdings bei deutlichen Lohneinbußen.

Die Belegschaft in Bochum sprach sich am Sonntag bereits dagegen aus. Dies sei nur ein verzögerter Weg in die sichere Arbeitslosigkeit.

"Wenn wir nicht schnell handeln, hat Bochum keine Zukunft"

GM-Europachef Fritz Henderson bekräftigte im Spiegel, die geplanten Einsparungen von 500 Millionen Euro jährlich seien ohne Werksschließung zu schaffen. Auf die Frage, wie lange Opel ohne den angekündigten Sanierungskurs durchhalten könne, sagte er der Bild am Sonntag: "Gar nicht mehr."

Auf die Opel-Standorte könnten sogar noch härtere Schnitte zukommen: "Wenn sich die Autowirtschaft weiter verschlechtert, müssen wir weiter nachjustieren." GM ließ keinen Zweifel daran, dass vor allem das Bochumer Werk gefährdet ist: "Die Gefahr einer Schließung ist nicht vom Tisch", sagte Henderson. "Wenn wir jetzt nicht schnell und schlau handeln, hat Bochum keine Zukunft", unterstrich sein Vize Forster.

General Motors hatte am Donnerstag radikale Sparpläne angekündigt: Demnach sollen bis 2006 europaweit 12 000 Stellen gestrichen werden, 10 000 davon - fast jeder dritte Arbeitsplatz - an den deutschen Opel-Standorten.

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