Wenn es gut läuft, verdienen Weltpolitiker Ruhm und Macht. Viel Geld ist mit ihrem öffentlichen Amt nicht verbunden - ob sie nun Präsident der Vereinigten Staaten, Premierminister von Großbritannien oder Bundeskanzler sind. Auch Finanzminister werden im Amt zwar gut bezahlt, aber nicht schwerreich.
Die wahre Geldmaschine beginnt oft erst nach ihrem Abtritt zu laufen. Dann plaudern sie von der Zeit an der Macht, schreiben Bücher, halten Vorträge und lassen sich dafür gut bezahlen. Bislang waren Amerikas Ex-Präsident Bill Clinton und der ehemalige britische Premier Tony Blair die Meister dieser Kunst.
Nach Informationen der Financial Times ist nun Timothy Geithner in die höchsten Ränge neben Clinton und Blair aufgestiegen. Insgesamt 400.000 Dollar habe der ehemalige Finanzminister der Vereinigten Staaten für drei Reden bei verschiedenen Events bekommen, allein 200.000 Dollar für einen Auftritt auf der Jahreskonferenz der Deutschen Bank in Großbritannien. Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy und Italiens ehemaliger Premierminister Mario Monti waren ebenfalls dabei.
Damit zählt Geithner nun zu den Großverdienern unter den Ex-Weltpolitikern. Blair und Clinton haben Berichten zufolge bereits Millionen für Auftritte bei privatwirtschaftlichen Events eingesammelt.
Die Einblicke des 51-Jährigen in die Welt der US-Politik sind gefragt, er ist erst seit Januar nicht mehr im Amt. Als Finanzminister hat er die politische Lösung der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise mitbestimmt, die Rettung von Banken und des Autobauers GM, die Regulierung der Investmentbanken und die Verhandlungen zum US-Haushalt. Er war Obamas Verhandlungsführer beim Streit um die Fiskalklippe zum Jahreswechsel. Neben der Konferenz der Deutschen Bank hat er auf Veranstaltungen der Finanzinvestoren Blackstone und Warburg Pincus gesprochen.
Stets enge Kontakte zur Wall Street
Gerade Private-Equity-Firmen schmücken sich gern mit großen Namen der Politik, bei Carlyle sprach im vergangenen Herbst Bill Clinton, der laut Financial Times bis zu 200.000 Dollar für solche Auftritte verlangt. Geithner hatte während seiner Zeit als Finanzminister stets engen Kontakt zur Wall Street. Der Chef des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock, Larry Fink, galt als enger Berater. Die beiden telefonierten so regelmäßig, dass Kritiker Geithner zu große Nähe zur Finanzwelt vorwarfen.
Die Redehonorare sind nicht Geithners einzige Einnahmequelle. Im März schloss er einen Buchvertrag mit dem Verlag Random House, er will seine Erlebnisse aus der Zeit der Finanzkrise schildern. Seit Februar ist der gebürtige New Yorker zudem Fellow beim renommierten Thinktank Council on Foreign Relations. Eine Zeit lang fiel sein Name auch im inoffiziellen Rennen um die Nachfolge von Ben Bernanke als Chef der Fed. Er hat aber bereits öffentlich mitgeteilt, als Notenbankchef nicht zur Verfügung zu stehen. Bis 2009, vor seiner Zeit als Finanzminister, war er Präsident der Federal Reserve Bank of New York, einer von zwölf lokalen Notenbanken.
Redebeiträge von Ex-Mächtigen sind auf Konferenzen der Finanzindustrie inzwischen völlig normal. Wie viel Zeit zwischen Amt und Geldverdienen liegen muss, ist allerdings umstritten. Als der ehemalige Chef der amerikanischen Notenbank Fed, Alan Greenspan, schon eine Woche nach seinem Abtritt bei einem Dinner der inzwischen insolventen Investmentbank Lehman Brothers auftrat und dafür 250.000 Dollar kassierte, erntete er dafür scharfe Kritik.