Bezahl-Technik:Her mit den Daten

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Bezahlt wird mit dem Smartphone. Dass der Laden keine Kassen braucht, ist nur ein Nebeneffekt. Eigentlich geht es um etwas anderes.

Von Helmut Martin- Jung

Einige Zeit lang galt die RFID genannte Technik als die vielversprechendste für Handelsgeschäfte, die ohne Kasse auskommen wollen. Doch obwohl sich die dafür nötigen Funk-Etiketten inzwischen für Cent-Beträge und sogar am Drucker herstellen lassen, sind sie für den Handel dennoch zu teuer als dass man sie auf jeden Joghurt kleben könnte. Im Innsbrucker Elektronikmarkt ohne Kasse kommen sie als Diebstahlsicherung zum Einsatz.

Aber was steckt eigentlich hinter der Technik, wie funktioniert sie? RFID steht für radio-frequency identification, es geht also um Identifikation mittels elektromagnetischer Wellen. Dazu werden stets ein Sender und ein Empfänger benötigt. Die Empfänger sind meist passiv, das heißt, sie enthalten keine eigene Energieversorgung. Sie erhalten ihre Energie vielmehr vom Sender. Durch dessen elektromagnetische Wellen erwachen sie zum Leben und tun das Einzige, das sie können: eine Identifikationsnummer versenden. Für gewöhnlich funktioniert dies nur bei sehr geringen Distanzen, der Empfänger muss dem Sender auf einige Zentimeter nahekommen. Baut man allerdings die Antennen der Sender leistungsfähiger, können auch größere Entfernungen überbrückt werden.

Wenn eine Ware am Ausgang noch nicht als "bezahlt" markiert ist, schlägt das System Alarm

Das macht sich der kassenlose Elektromarkt zunutze. Die Kunden müssen am Ausgang durch eine Schleuse, in welcher der Sender steckt. Entdeckt das Kontrollsystem eine Ware, deren Identifikationsnummer noch nicht als "bezahlt" markiert ist, schlägt es Alarm. Zum Bezahlen wird allerdings nicht der RFID-Aufkleber genutzt, sondern ein Strichcode. Diesen müssen die Kunden mit einer vom Elektromarkt bereitgestellt Smartphone-App einscannen. Bezahlen können sie dann über ihren Kreditkartenanbieter oder über das digitale Bezahlsystem Paypal. Der Vorteil dieser Lösung ist, dass die App mit so gut wie allen Smartphones funktioniert, an Hardware wird dazu nur die Kamera benötigt, und die hat mittlerweile jedes Smartphone.

Für die Kunden entfällt zwar das Anstellen an der Kasse, da aber bargeldlos bezahlt wird, erfährt der Händler genau, was jeder einzelne Kunde kauft - auch ohne Dienste wie Payback, die es ja auch nur aus diesem Grund gibt. Diese Daten sind für die Händler von großem Interesse, lassen sich daraus und in Kombination mit anderen Daten doch viele Rückschlüsse ziehen und Prognosen aufstellen.

Der stationäre Handel ist schon seit längerem auf der Suche nach Technologien, die es ihm ermöglichen, die Daten der Kunden ähnlich zu erfassen, wie es Online-Händler dank der digitalen Technik können. Dass die Kunden sich womöglich das nervige Warten an der Kasse ersparen, ist dabei nur ein - wenn auch willkommener - Nebeneffekt. Welche Technik sich durchsetzt, wird die Zeit zeigen. Amazon, größter Online-Händler der Welt, setzt beispielsweise auf Kameras, die Kunden im Laden verfolgen.

© SZ vom 16.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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