Bewerbungsverfahren:Auf der Suche nach Partyfotos

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Zwei Drittel der Personalchefs prüfen Profile von Bewerbern in sozialen Netzwerken, zeigt eine Befragung. Immer öfter halten Arbeitgeber auch aktiv im Netz Ausschau nach neuen Mitarbeitern.

Von Felicitas Wilke, München

Zwei Drittel der Unternehmen machen sich nicht nur mithilfe von Anschreiben und Lebenslauf über ihre Bewerber schlau, sondern durchforsten auch deren Profile in sozialen Netzwerken. Das zeigt eine repräsentative Studie, für die der Digitalverband Bitkom gut 300 Personalverantwortliche in Firmen mit mindestens 50 Mitarbeitern befragen hat lassen.

Die meisten Befragten konzentrieren sich auf beruflich ausgerichtete Netzwerke wie Xing oder Linkedin, nur jeder Dritte wirft auch einen Blick in eher privat genutzte Plattformen wie Facebook, Instagram oder Twitter. "Die Social-Media-Selbstdarstellung kann aber durchaus auch zur Karrierebremse werden", sagt Bernhard Rohleder, der Hauptgeschäftsführer von Bitkom. Immerhin 34 Prozent der Befragten interessieren sich besonders dafür, wer hinter den seriösen Bewerbungsunterlagen steckt und durchleuchten die Online-Profile nach Hobbys und privaten Aktivitäten, jeder Sechste auch nach politischen Ansichten. Darunter müssen auch Negativaspekte gewesen sein, denn jeder vierte Personalverantwortliche, der die Profile seiner Bewerber aufruft, hat sie wegen einzelner Einträge schon mal nicht eingestellt oder in die engere Auswahl genommen.

Bei privat ausgerichteten Netzwerken können Jobsuchende ihr Profil so einstellen, dass nur Freunde oder Follower die Fotos von der Familie oder des Partyurlaubs sehen. Auch bei Karrierenetzwerken ist es möglich, die Sichtbarkeit einzuschränken. Unbedingt förderlich ist es nicht - schließlich ist die Idee hinter einem solchen Profil, dass es auch von potenziellen Arbeitgebern gefunden werden kann. Um vorzubeugen, dass die Personalverantwortlichen bei Facebook nach dem Bewerber suchen, können Nutzer auch in den Karrierenetzwerken einige persönliche Angaben zu Hobbys oder sozialem Engagement machen. Barbara Wittmann, Mitglied der Geschäftsleitung bei Linkedin für den deutschsprachigen Raum, empfiehlt ihnen zudem, aktuelle und oder ehemalige Chefs oder Kunden um Empfehlungen zu bitten, die dann auf der Profilseite stehen. "Das fällt dem ein oder anderen ein wenig schwer, doch geben die meisten Menschen sehr gerne Empfehlungen ab", sagt Wittmann.

Arbeitgeber suchen in sozialen Netzwerken zunehmend auch aktiv nach neuen Mitarbeitern. Die Universitäten aus Bamberg und Erlangen-Nürnberg haben gemeinsam Zahlen erhoben, wonach Unternehmen immerhin bei jeder fünften offenen Stelle auch selbst nach geeigneten Kandidaten Ausschau halten - bei Messen und Events, unter ehemaligen Praktikanten und Werkstudenten, aber auch in Online-Netzwerken. Das gilt besonders in Bereichen und Branchen, in denen sich viele Arbeitgeber schwer tun, offene Stellen zu besetzen. So wird in IT-Unternehmen inzwischen jede fünfte Stelle durch Active Sourcing, also durch die aktive Suche nach Mitarbeitern besetzt. Um als Fachkraft leichter gefunden zu werden und auf sich aufmerksam zu machen, können die Nutzer ihre Fertigkeiten im Profil angeben - oder Einschätzungen zu bestimmten Fachthemen abgeben.

© SZ vom 01.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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