Betrugsskandal bei Wal-Mart:Krokodil-Lederstiefel auf die Firmenkasse

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Trotz seines stolzen Jahressalärs soll der frühere Vizepräsident des US-Supermarktkonzerns Wal-Mart, 500.000 Dollar für private Zwecke abgezweigt haben. Die Liste der Veruntreuungen ist lang: Sie reichen von Krokodillederstiefeln bis zum Jagdauto.

Andreas Oldag

Ein Betrugsskandal sorgt beim weltgrößten Einzelhändler Wal-Mart für Turbulenzen. Nach US-Presseberichten will sich der Ex-Wal-Mart-Manager Thomas Coughlin wegen Veruntreuung von Firmengeldern in Höhe von 500.000 Dollar sowie wegen Steuerhinterziehung schuldig bekennen.

Massenandrang: Kunden warten vor einer Wal-Mart-Filiale in Northlake, Illinois, auf die Öffnung der Pforten. (Foto: Foto: AP)

Der ehemalige Vizepräsident muss im Falle einer Verurteilung mit mindestens zwei Jahren Haft rechnen. Vor seinem Ausscheiden bei Wal-Mart im Januar 2005 war Coughlin für das gesamte US-Filialgeschäft des amerikanischen Supermarktkonzerns verantwortlich.

Coughlin, ein langjähriger Vertrauter des verstorbenen Firmengründers Sam Walton, galt sogar als Anwärter auf den Vorstandsposten im Unternehmen.

Anti-Gewerkschaftskampagne

Um den Betrug zu verschleiern, hatte Coughlin, der jährliche Bezüge von vier Millionen Dollar erhalten haben soll, vorgegeben, dass die Gelder für eine Anti-Gewerkschaftskampagne im Konzern eingesetzt werden würden.

Nach einjährigen Recherchen haben die Ermittlungsbehörden jedoch offenbar herausgefunden, dass Coughlin die Gelder ausschließlich für sich beziehungsweise seine Familienmitglieder eingesetzt hatte. Es gab zuvor auch eine firmeninterne Untersuchung gegen Coughlin.

So habe der ehemalige Footballspieler zum Beispiel im Jahre 2002 seine Untergebenen angewiesen, zwei Rechnungen in Höhe von jeweils 5000 Dollar auszustellen, um damit angeblich Gewerkschafter in Las Vegas zu bestechen.

Geschenkgutscheine

In Wahrheit sei das Geld jedoch für die Beschaffung eines Jagdfahrzeuges verwendet worden. Die Liste der Veruntreuungen ist lang: So soll Coughlin einen Computer für seinen Sohn erstanden haben, außerdem handgefertigte Krokodillederstiefel, einen Luxus-Hundezwinger, CDs, Wodka und Bier. Zum Teil soll Coughlin dabei auch Wal-Mart-Geschenkgutscheine eingesetzt haben, um sich aus dem Sortiment der Supermarktkette zu bedienen.

Es ist ein weiterer Rückschlag für Wal-Mart. Im Dezember ist der Konzern wegen seiner schlechten Arbeitsbedingungen verurteilt worden: Weil er seinen Beschäftigten die Mittagspause verweigerte, verdonnerte ein US-Gericht den Konzern zu einer Geldbuße von 172 Millionen Dollar (146 Millionen Euro). Der Konzern kündigte Einspruch an.

In Deutschland sind Pausen in Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen geregelt. Dennoch hat sich Wal-Mart durch seine Praktiken auch hierzulande Feinde gemacht. Erst Mitte November hatte das Düsseldorfer Landesarbeitsgericht Wal-Mart das Verbot von Liebesbeziehungen am Arbeitsplatz untersagt.

Gesetz gebrochen

Das Gericht in Oakland im US-Bundesstaat Kalifornien sah es als erwiesen an, dass Wal-Mart ein 2001 in Kraft getretenes Gesetz gebrochen hat, wonach Schichtarbeiter Essenspausen oder einen finanziellen Ausgleich erhalten müssen.

Das Unternehmen soll nun 57 Millionen Dollar als direkten Schadenersatz und weitere 115 Millionen Dollar als so genannten Strafaufschlag ("punitive damages") an 116.000 klagende Mitarbeiter zahlen.

© SZ vom 10.01.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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