Beteiligungskapital:Die Fonds der Reichen

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Private-Equity-Fonds investieren neuerdings auch in den deutschen Mittelstand - für den "normalen" Anleger sind sie allerdings meist wenig geeignet.

Von Christel Blumberg

Der Markt für Unternehmensbeteiligungen wächst rasant. Dabei rückt der deutsche Mittelstand zunehmend in den Fokus der Fondsgesellschaften. Nach einer Marktstudie des Fondsanalysten Stefan Loipfinger haben deutsche Privatanleger im vergangenen Jahr 700 Millionen Euro in Private-Equity-Publikumsfonds investiert - drei Mal so viel wie im Jahr zuvor.

Vor allem hohe Renditeziele locken immer mehr Privatanleger. Fondsgesellschaften reagieren auf die steigende Nachfrage mit neuen Produkten und Strategien.

Ein neuer Anbieter auf dem Markt ist die Schweizer Rising Star AG, die mit der amerikanischen Gesellschaft Auda zusammenarbeitet. Das New Yorker Unternehmen zählt zu den besten Adressen im internationalen Private-Equity-Geschäft und legt seit Jahren das Vermögen von Großinvestoren wie der Familie Quandt an.

Meistens nichts für "normale" Anleger

"Mit Buyouts haben wir im vergangenen Jahr 22 Prozent Rendite erreicht", erklärt Marcel Giacometti, Vorstand von Auda. Ziel seiner Fondsgesellschaft ist es, aussichtsreiche Unternehmen zu kaufen und sie nach einiger Zeit mit Gewinn wieder zu verkaufen. Allerdings fallen die Renditen nicht immer so üppig aus. "2004 war die Performance extrem gut", räumt Giacometti ein.

Bei Mindestsummen von mehreren Millionen Euro oder Dollar haben Anleger mit durchschnittlichen Vermögen normalerweise keine Chance, in die Fonds der Reichen reinzukommen. Die Schweizer haben ihre Türen auch für "normale" Anleger geöffnet. "Der private Kunde soll die gleichen Chancen haben wie Großinvestoren", sagt Vorstand Frank Erhard.

Aus einer Marktstudie der amerikanischen Investmentbank Morgan Stanley geht hervor, dass außerbörsliche Unternehmensbeteiligungen in Amerika seit 1945 im Schnitt pro Jahr 16 Prozent gebracht haben - mehr als Aktien und andere Anlagen. Allerdings muss man dabei auch bedenken, dass Investoren bei Private Equity hohe Risiken eingehen, die bis zum Totalverlust ihres Kapitals führen können.

Von Grünwald bei München aus buhlt Alcas um die Gunst der Kunden. Der Alcas-Fonds investiert nicht direkt in Unternehmen, sondern steckt das Anlegergeld in Zielfonds, die die Manager einer Allianz-Tochter für Investitionen des Versicherers auswählen.

Dachfonds

Investitionsschwerpunkt sind Buyouts im Euroraum. "Wir wollen das Währungsrisiko im Fonds gering halten", erläutert Pressesprecherin Kirsten Steiner. Die meisten Private Equity Fonds kommen wie Alcas als so genannte Dachfonds daher. Um die Auswahl der Zielfonds kümmern sich externe Spezialisten.

Die Perspektiven für Private Equity beurteilen Experten positiv, das Umfeld für Investitionen sei günstig, die Unternehmen oft niedrig bewertet. Die Sache hat nur einen Haken. Die Private Equity Fonds investieren das Gros deutscher Anlegergelder im Ausland. Für den Standort Deutschland fiel bisher nur wenig ab. Doch das ändert sich jetzt. Neue Fonds kommen an den Markt, die speziell den Mittelstand fördern.

So bringt in Kürze die Wirtschaftsberatungsgesellschaft Wunderlich & Partner in Planegg bei München ihren neuen "PartnerFonds Kapital für den Mittelstand" an den Markt. Im Unterschied zu den meisten Wettbewerbern investiert dieser Fonds nicht in Zielfonds, sondern direkt in mittelständische Unternehmen.

Gutes Rating ist ein Muss

Die in der Regel langjährig erfolgreichen Firmen wollen ihre Eigenkapitalbasis für die Finanzierung von Zukunftsprojekten verbreitern. In Frage kommen nur Unternehmen, die eine gute Bonität und gute Rating-Noten einer unabhängigen, externen Ratingagentur nachweisen.

Anders als die meisten Private Equity Fonds greift der PartnerFonds weder in die Gesellschafterstruktur noch in die Geschäftsführung ein und drängt die Unternehmen auch nicht zum Verkauf.

Die Rendite kommt aus dem Cashflow, nicht aus dem Veräußerungsgewinn. Fondszeichner können ihre Beteiligung komplett mit anderen Einkünften Steuer sparend verrechnen. Das lohnt vor allem, wenn Abfindungen, Gewinnbeteiligungen oder Veräußerungsgewinne zu versteuern sind.

Zu hohe Kosten vermeiden

Rund 100 Millionen Euro sammelte Wunderlich & Partner 2004 bei Privatanlegern ein. "Die Intensität der Nachfrage hat uns überrascht", sagt Bernd Meissner, Geschäftsführer bei Wunderlich & Partner, "unsere Investoren haben eine ausgesprochene Affinität zum Mittelstand."

Ein mittelstandsorientiertes Konzept verfolgt die Kölner Midas AG. Sie setzt bei ihrem Mittelstandsfonds auf den zunehmenden Eigenkapitalbedarf aufgrund von Basel II und den Generationswechsel beim Mittelstand. "Die Nachfolge erzeugt Druck und Nachfrage nach privatem Anlagekapital", sagt Axel Bauer, Vorstand von Midas.

Anleger sollten allerdings genau prüfen, wem sie ihr Geld anvertrauen. Die Unterschiede bei den unternehmerischen Beteiligungsfonds sind groß. Nicht nur bei den Investitionsschwerpunkten, sondern auch bei den Kosten dieser Fonds. Sie schwanken zwischen sieben und 32 Prozent. Faustregel: Höchstens 15 Prozent des Investitionsvolumens. Sonst verdient der Initiator, aber nicht der Anleger.

© SZ vom 16.3.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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