Besondere Immobilie:Himmlisches Schnäppchen

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Hohe Decken, viel Licht und 280 Quadratmeter Platz: In Nordfrankreich steht eine Kirche zum Verkauf.

Von Benedikt Müller, München

Es ist ein "sehr atypisches" Objekt, gesteht die Maklerfirma Akinita, das in einer französischen Kleinstadt zum Verkauf steht: In Le Cateau-Cambrésis sucht die katholische Diözese einen neuen Eigentümer für ihre Josefskirche. In dem Gotteshaus werden seit einem Jahr keine Messen mehr gelesen; dem Käufer sind keine Grenzen gesetzt. Das Bistum hofft, für 70 000 Euro einen neuen Hausherren zu finden, damit das Gebäude erhalten werden kann.

Ein himmlisches Schnäppchen, keine Frage. Schließlich hat die Kirche eine Fläche von mehr als 280 Quadratmetern, vereint unter einem türkisen Gewölbe. Auf dem gelben Mosaikboden stehen noch reichlich Holzstühle. "Strom und Heizung wurden vor kurzem erneuert", verkündet der Makler. Das ist eine frohe Botschaft, schließlich ist das Gebäude 103 Jahre alt und erfüllt, so Gott will, die Gebote modernen Wohnens: dicke Wände, große Fenster, hohe Decken. "Die Kirche hat Liebhaber", berichten Gemeindemitglieder der Zeitung La Voix du Nord. Gut 30 Interessenten habe der Makler schon durch die heilige Halle geführt, in der Wohnungen oder Filmstudios entstehen könnten.

Je mehr Anhänger die Kirchen in Europa verlieren, desto mehr Beispiele zeigen, was aus einem alten Gotteshaus werden kann: Vom Meeres-Museum bis zum Luxus-Restaurant ist alles möglich. Ein bisschen oder auch mehr Geld wird der Käufer also investieren müssen. Der ortstypische Backstein schaut nur an der Frontfassade heraus; die restlichen Wände sind grau verputzt und könnten etwas Farbe gebrauchen. In der Lokalpresse schwärmt der Pfarrer von seiner Kirche: "Sie war sehr behaglich." Nur habe sie bis auf das Hauptportal keinen Notausgang. 600 000 Euro hätte es gekostet, die Sicherheitsauflagen zu erfüllen. Zu viel Geld für eine Pfarrei, die sich selbst finanzieren muss, wie in Frankreich üblich. Am Palmsonntag 2015 hat er die letzte Messe in der Kirche gelesen. Dann wurden die Reliquien hinaus getragen, die Kirche entweiht. Ein Ritual, das auch in Deutschland immer häufiger begangen wird. Käufer alter Kirchen schwärmen trotzdem, durch ihr Haus wehe ein ganz besonderer Geist.

© SZ vom 07.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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