Berufsunfähigkeitspolicen:Höhere Beiträge

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Versicherungen, die das Risiko der Berufsunfähigkeit abdecken sollen, könnten bald teurer werden. Schuld daran sind die derzeit niedrigen Zinsen - aber auch die Reform des Lebensversicherungsgesetzes aus dem vergangenen Jahr.

Von Friederike Krieger, Köln

Wer eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) abgeschlossen hat, muss sich wohl auf stark steigende Beiträge einstellen. Das erwartet zumindest die Kölner Ratingagentur Assekurata. Hintergrund sind die Niedrigzinsen, welche die Lebensversicherer stark belasten. Diese Gesellschaften bieten auch BU-Policen an. "Es besteht die Gefahr, dass Kunden mit BU-Policen das Zinsdilemma im Altersvorsorgebereich mitfinanzieren müssen", sagte Assekurata-Analyst Lars Heermann.

Versicherer müssen Kunden an den Überschüssen beteiligen, die sie zum Beispiel am Kapitalmarkt erwirtschaften. Wegen der niedrigen Zinsen sinken diese Erträge. Das macht es Lebensversicherern schwer, die hohen Zinsgarantien zu erfüllen, die sie Kunden gegeben haben.

Die Hauptüberschussquelle für BU-Verträge sind dagegen sogenannte Risikogewinne. Sie entstehen, wenn weniger Kunden berufsunfähig werden, als es der Versicherer angenommen hat. Während bei Lebenspolicen die Überschüsse die spätere Rente erhöhen, werden sie bei BU-Policen dazu genutzt, um die Beiträge sofort zu reduzieren. Es gibt einen Bruttobeitrag, den Kunden maximal zahlen müssten, wenn der Versicherer gar keine Überschüsse erwirtschaftet. Tatsächlich zahlen die Kunden aber den um die Überschussbeteiligung reduzierten Nettobeitrag. Sinken die Überschüsse, nähert sich dieser Nettobeitrag immer stärker dem Bruttobeitrag an.

Dass BU-Versicherer die Beiträge erhöhen, sei bisher schon in Einzelfällen vorgekommen, so Assekurata-Chef Reiner Will. Künftig könnte dies häufiger passieren. Denn Versicherer dürfen seit Inkrafttreten des Lebensversicherungsreformgesetzes 2015 die Risikogewinne nutzen, um schlechte Kapitalanlageergebnisse auszugleichen. Assekurata geht davon aus, dass Versicherer davon in Zukunft Gebrauch machen werden. Das könnte BU-Versicherte empfindlich treffen. Der durchschnittliche Bruttobeitrag für eine BU-Versicherung beträgt etwa 830 Euro im Jahr. Wegen der Überschussbeteiligung zahlen die Kunden aber netto 250 Euro weniger. Um diesen Betrag könnten die Prämien durch die Quersubventionierung steigen.

Assekurata rät nun, beim Neuabschluss stärker auf die Finanzkraft des Anbieters zu schauen. Er sollte eine starke Kapitalanlage und niedrige Kosten haben. Zudem ist es wichtig, dass sich der Versicherer nicht zu stark auf klassische Lebenspolicen konzentriert.

© SZ vom 26.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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