Bertelsmann:Das Urgestein tritt zurück

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Eklat in Gütersloh: Der Aufsichtsratsvorsitzende Gerd Schulte-Hillen verlässt Bertelsmann nach einem Streit mit Vorstandschef Gunter Thielen. Offenbar war die Zukunft der Musiksparte strittig. Schulte-Hillen war 34 Jahre für Bertelsmann in den unterschiedlichsten Funktionen tätig.

Die Aktionäre der Bertelsmann AG - die Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft und die Groupe Bruxelles Lambert - und Schulte-Hillen hätten sich auf eine einvernehmliche und freundschaftliche Beendigung der Mandate zum Jahresende verständigt, bestätigte das Unternehmen am späten Mittwochabend in Gütersloh.

Die kritischen Wortmeldungen häuften sich zuletzt: Gerd Schulte-Hillen. (Foto: Foto: AP)

Neben dem Aufsichtsratsvorsitz hatte Schulte-Hillen auch das Amt des stellvertretender Präsidiumsvorsitzenden der Bertelsmann-Stiftung inne.

Schulte-Hillen habe wegen unterschiedlicher Ansichten über die künftige Ausrichtung des Konzerns seinen Rücktritt als Aufsichtsratsvorsitzender der Bertelsmann AG sowie als Präsidiumsmitglied der Bertelsmann-Stiftung erklärt. "Ich bedaure die Entwicklung sehr, die zu der Entscheidung von Gerd Schulte-Hillen geführt hat", ließ Thielen mitteilen.

"In bestem Einvernehmen"

Schulte-Hillen erklärte, er gehe "in bestem Einvernehmen". Der Manager war 34 Jahre für Bertelmann tätig. Thielen würdigte die Arbeit des scheidenden Aufsichtsratsvorsitzenden als "partnerschaftliche Kooperation zwischen Aktionären, Management und Mitarbeitern".

Das Bielefelder Westfalen-Blatt berichtete unter Berufung auf Quellen im Unternehmen, beim Rücktritt von Schulte- Hillen hätten auch unterschiedliche Auffassungen über die Fusion der Bertelsmann-Musiksparte BMG und Sony Music eine Rolle gespielt. Demnach stimmte der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende als einziges Mitglied des Kontrollgremiums gegen die Fusion.

Nachfolger Ex-Thyssen-Chef Vogel

Bis zur Wahl eines Nachfolgers übernimmt der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende, Dieter Vogel, die Leitung des Aufsichtsgremiums der Bertelsmann AG.

Der 1940 geborene Schulte-Hillen begann 1969 nach einem Ingenieur- und Wirtschaftstudium seine Karriere als Assistent der Geschäftsleitung der Bertelsmann-Druckerei Mohndruck in Gütersloh. Nach mehrjährigen Auslandsaufenthalten für das Unternehmen in Spanien und Portugal wurde dem damals 32-Jährigen 1973 die Leitung der G+J Druckerei in Itzehoe bei Hamburg übertragen.

Mit der Übernahme des Vorstandsvorsitzes 1981 konzentrierte sich Schulte-Hillen auf die strategischen Ausrichtungen der Verlagsaktivitäten von Gruner+Jahr. 1985 wurde er in den Vorstand der Bertelsmann AG berufen, ein Jahr danach zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden. Seit November 2000 war Schulte-Hillen Aufsichtsratsvorsitzender.

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